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Mit den Wanderschuhen in Bled: 2 kleine Tagestouren

Wie man es schaffen kann, die Touristenströme am Bleder See in Slowenien schnell hinter sich zu lassen und die wunderschöne Natur bei einer Wanderung rund um den Ort zu genießen … 

Es ist Mitte Juni, sonnig und heiß. Als ich am Bahnhof von Bled aus dem Zug steige, habe ich fünf Etappen Alpe-Adria-Trail in den Beinen, Eindrücke von gefühlten fünf Wochen statt nur fünf Tagen vor dem inneren Auge und einen Kopf, der sich schnell an Ruhe und Einsamkeit zwischen Berg und Tal gewöhnt hat. Dass es mit Ruhe und Einsamkeit im zweiten Teil des Urlaubs vorbei sein würde, war mir zwar klar. Doch die Vehemenz, mit der mich die um den Bleder See spazierenden sommerwütigen Menschen in ihrer bloßen Anwesenheit treffen, lässt jegliche mentale Vorbereitung auf diesen Moment zu nicht mehr als einem lächerlichen Versuch verblassen. 

Es ist also Mitte Juni und damit schon sowas wie Hochsaison. Sonne und Wärme tun ihr Übriges, um Slowenen wie Anrainer und weiter Gereiste hier um den See mit Urlaubsglück zu erfüllen. Was anderen Glück sein mag, ist mir nach meinem kleinen Bergabenteuer die Hölle. Ich warne meine etwas später am Tag ankommende Reisefreundin Susanne vor: Das hier ist zu viel für mich. Würde ich mich nicht so auf die gemeinsamen Tage freuen, wäre ich vielleicht direkt wieder auf einen der nächstgelegenen Berge geflüchtet.

Wie froh also bin ich, als Susanne ihre Wanderschuhe aus dem Koffer pflückt! Gleich am ersten Abend studieren wir die kleine Wanderkarte, die mir der wirklich freundliche junge Herr in der Touristinfo am Nachmittag in die Hand gedrückt hat. (Zu einem Zeitpunkt, an dem ich die vielen Menschen so richtig realisiert hatte, kurz vor unserer Unterkunft war und mein temporäres Luxus-Leid in die Frage „Wo kann man hier schön wandern und dem Touristentrubel entfliehen?“ verpackte.)

Zwei Pläne stehen am Ende des Tages: 
Tour 1: Südlich des Sees liegt der Aussichtspunkt „Ribenska Gora”. Wir können durch den Wald zur Hütte „Koča na Taležu“ wandern und wieder zurück.
Tour 2: Auch den Klassiker „Vintgar-Schlucht“ möchten wir uns nicht entgehen lassen und werden ihn in eine kleine Tageswanderung einbauen.

So hübsch der See mit seinem Kirchlein in der Mitte daliegt, so sehr muss ich zugeben, dass mir der Anblick aus etwas Entfernung – zum Beispiel von der Terasse der „Koča na Taležu“ – noch besser gefällt als die Promenade direkt am Wasser. Natürlich flanieren auch wir hier ein wenig herum, testen die berühmte „Kremsnita“ (Unser Tipp: das „Caffe Peglez’n“ in der Cesta svobode 8a, in dem der Service freundlich ist und die Karte genau richtig für eine Pause zwischendurch!) und erwerben typisch slowenischen Honiglikör.
Aber wir erleben Bled auch von einer anderen und durchaus ruhigen Seite!

Tour 1:
Berg- und Seeblick von der “Koča na Taležu” (ca. 17 km)

Der Aussichtspunkt „Ribenska Gora“ ist unser erstes Ziel. Wir verlassen Bled in südöstliche Richtung und folgen der Beschilderung „Ribno“. Am „Hotel Ribno“ führt ein Pfad rechterhand des Gebäudes vorbei, hinein in den Wald und hinauf auf den 587 Meter hoch gelegenen Aussichtspunkt. Den Weg dorthin haben wir schon kurz nach Verlassen der Hauptstraße für uns. Stille. Wald. Ein bisschen Fels. Herrlich!

Wir folgen dem Weg wieder abwärts, halten uns rechts am Fluss Sava Bhinjka und überqueren die erste Brücke, die wir erreichen. Ein paar Angler grüßen freundlich. Wir bewundern kurz das beeindruckend blaugrüne Wasser und gehen geradeaus weiter, zwischen Feldern und Wiesen hindurch in Richtung Wald. Hier halten wir uns rechts und bergauf und erreichen auf weichen Waldpfaden und über etwas Stein- und Wurzelwerk den Weg zur Hütte „Koča na Taležu“. Das Holzhaus wirkt sehr neu; wir erfahren später, dass es infolge eines Brandes erst recht frisch wieder aufgebaut ist.

Die Hütte scheint ein beliebtes Sonntagsausflugsziel für einheimische Familien zu sein. Wir sind die einzigen auf Englisch bestellenden Exoten, die sich hier auf einen Teller Eintopf und ein Stück Apfelstrudel niederlassen, um den in der Tat hübschen Blick auf den Bleder See und den gegenüber liegenden Gebirgszug zu genießen.

Es fällt fast ein bisschen schwer, sich schließlich loszureißen, um wieder ins Tal zu gehen. Wir folgen dem direkten Weg durch den Wald Richtung Ribno, queren erneut den Fluss und stromern noch etwas in Ribno herum, bevor wir auf einer der kleineren Straßen zurück nach Bled gehen.

Tour 2:
Vintgar-Klamm und Bleder See: Eine kleine Rundwanderung (ca. 14 km)

Die Vintgar-Klamm gehört zum Pflichtprogramm eines Besuchs in Bled. Auch für uns. Von unserer Ferienwohnung in Bled aus spazieren wir zum Eingang. Um eine Rundtour zu gehen, wählen wir auf dem Hinweg die Strecke über Podhom und auf dem Rückweg über Zasip. Das heißt ziemlich viel Asphalt und Straße auf dem Hinweg und Waldrauschen und Dorfidylle auf dem Rückweg.

Dass wir früh am Tag unsere Tickets für die Klamm lösen, ist gut: Noch ist wenig los. Eine Schulklasse wuselt um uns herum. Und obwohl wir trödeln und immer wieder stehenbleiben, um zu schauen und zu fotografieren, ist die Situation entspannt. (Ich erwähne es, weil die Klamm mitunter sehr voll sein kann. Der Morgen ist also absolut zu empfehlen.)

Einmal mehr bin ich fasziniert von der intensiven Wasserfarbe hierzulande. Es ist der Fluss Radovna, der durch die Klamm strömt. Von zartem Türkis bis zu leuchtendem Grün ist alles dabei, auch weiß sprudelnde Gischt.
Gute eineinhalb Kilometer ist die Strecke durch die Klamm lang. Es geht über Holzbrücken und Bohlenwege und geduckt unter Felsen hindurch, wenn man andere Menschen vorbeilässt. Am Ende wird’s etwas eng: Letzte Motive müssen abgelichtet werden, letzte Posen ausprobiert. Und dann ist man auch schon durch.

Wir passieren den schon gut bevölkerten Kiosk am Ausgang, gehen zügig weiter in den Wald hinein und machen eine kleine Trinkpause. In aller Ruhe. Wir genießen den Ausblick vom Waldesrand und den Anblick der einstigen Wallfahrtskirche Sankt Katharina.

Der nächste ins Auge fallende Kirchturm ist der des Ortes Zasip: Rot bedacht ist die Pfarrkirche St. Johann der Täufer, die im 18. Jahrhundert im barocken Stil überarbeitet wurde.

Wir schlendern weiter Richtung Tal. Gegen Mittag sind wir wieder in Bled, stehen noch einmal am See und genießen den Ausklang hier, ehe es am Folgetag mit dem Zug weitergeht zu unserem nächsten mehrtägigen Stopp in Ljubljana.

Fazit: Auch wenn der Einstieg in meine Schilderungen wenig positiv klingen mag, ist Bled und seine direkte Umgebung ein zurecht bekanntes Reiseziel und zugleich eines, das ganz unaufgeregt noch deutlich mehr zu bieten hat als das von Reisegruppen mitunter im Schnelldurchgang abgehakte Pflichtprogramm. Es ist zu empfehlen, sich Zeit für die eine oder andere Tour mit kleinem Rucksack und Wanderstiefeln zu nehmen – und vielleicht einen Vorgeschmack auf eine weitere Unternehmung in den slowenischen Bergen zu bekommen. Oder sich, wie in meinem Falle, langsam vorzubereiten auf das Zurückkommen nach einer Bergtour und das Ankommen im nächsten Ziel, der Hauptstadt Ljubljana.

Tipps & Info:

Die Touristinfo in Bled hält einiges an brauchbarem Material bereit, darunter auch Wanderkarten der unmittelbaren Umgebung. Ich habe hier wunderbare Tipps für noch mehr als die oben skizzierten zwei Touren bekommen. Es mangelt nicht an Aussichtspunkten rund um Bled und man kann sich mit geringem Aufwand kleinere oder auch längere Touren zusammenstellen.

Bled liegt am Ende eines lang gezogenen Tals. Es lohnt sich, sowohl den Ort wie auch das Tal aus etwas Höhe zu betrachten, und auch, sich durch die kleineren Orte auf Entdeckungstour zu begeben. Dort, wo kleinere Kirchlein stehen und man einen Eindruck des ländlicheren Lebens jenseits der Reisebusse bekommt.

Die Ziele der Umgebung sind auf einfachen dunkelgrünen Tafeln mit weißer Aufschrift recht ordentlich ausgeschildert. Mit einer kleinen Karte im Gepäck kann man sich prima eigene Touren zusammenstellen und sich unterwegs auch mal umentscheiden.

Slowenien ist ein perfektes Ziel, wenn Du eine Wandertour mit Städtetrip und ein bisschen Sightseeing verbinden willst. Die Bergkulisse gibt einiges her für Mehrtageswanderungen wie z.B. auf dem Alpe-Adria-Trail. Neben Bled ist die Hauptstadt Sloweniens einen Abstecher wert: Ljubljana ist eine überschaubare und, wie ich finde, spannende Stadt mit historischem Kern. Sie ist ebenfalls gut zu Fuß zu erkunden, im Zentrum und auch drumrum. Natur und Stadt, Wasser und Berg – und alles ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Meine Erfahrung zeigt: Die Menschen vor Ort sind unglaublich freundlich und hilfsbereit. Für Tagestouren kann man prima Tipps vor Ort bekommen. Als Ausgangsbasis für Erkundungen eignen sich auch „etwas besondere“ Unterkünfte wie z.B. das Camp Korita im Soča-Tal, von wo aus man zu Fuß oder auch zu einer geführten Rafting- oder Wildwassertour mit dem Kajak starten kann.

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