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Wanderwochenende entlang der Geltinger Bucht

Wenn die Wetterzeichen im November auf Sonne satt, kaum Wind und knapp zweistelligen Temperaturen stehen, will das genutzt werden. Mit Rucksack und Zelt und in einer Ecke, die ich bislang überwiegend von Wasserseite kenne: Ich umwandere die Geltinger Bucht an der Flensburger Förde.

Wandern oder Paddeln? Die Entscheidung fällt schwer an diesem Freitag Abend. Die Bedingungen sind optimal für einmal Schleimünde und zurück mit dem Kajak. Doch am Ende siegen die Wanderstiefel und der Rucksack. Weil das alles schneller gepackt ist und ich auch ein bisschen davon ausgehe, dass es auf dem Übernachtungsplatz, den ich mir ausgeguckt habe, ruhiger ist als auf Schleimünde…

Zelt, Winterschlafsack, dicke Matte, Handschuhe, Mütze, Daunenjacke… So warm die Sonne tagsüber vom Himmel scheint, so sehr bin ich darauf eingestellt, dass es mit ihrem Verschwinden kühl wird. Auftakt in die Saison des Winterzeltens!

Ich starte meine Umwanderung der Geltinger Birk am Yachthafen von Wackerballig. Hier kann ich das Auto parken und atme gleich auf den ersten Metern frische Meeresluft. Die Bucht liegt ruhig und morgenklar vor mir. Gänse ziehen über mich hinweg und durchbrechen das Himmelsblau mit ihren Formationen. Schilf und Gras leuchten mit den letzten tiefgelben Blättern um die Wette, die sich noch tapfer an den mächtigen Buchen halten.

Laubrascheln und Sand unter den Füßen. Knallrote Hagebutten, die wie Bilderrahmen für Meerblicke den Weg säumen. Dazwischen Schlehen, die auf den ersten richtigen Frost warten, und kleine Äpfel, die kahle Bäumchen zieren. Kein Wunder, dass es heute nicht nur mich hierher verschlagen hat! Familien mit Kindern in weißen Strumpfhosen und solchen in sympathischer Raus-und-toben-Montur, junge Paare mit Stadtrucksäckchen auf dem Rücken und ältere mit Minihunden an der Leine. Dazu Radfahrer, die mal mehr, zumeist aber weniger grüßfreudig an einem vorbeirauschen. Ich gebe zu: Für meinen Geschmack ist hier ein bisschen viel los. Und doch ist’s fantastisch, dass es so viele Menschen hinaus in die Natur zieht.

Ich bleibe stehen und schaue hinaus übers Meer. Über mein Paddelrevier, hinüber nach Dänemark und zum Leuchtturm Kalkgrund. Durchatmen, genießen. Dann einmal umdrehen und in die Weite des Naturschutzgebietes der Birk blicken, wo niedrige Bäume die Strahlen der recht grellen Sonne brechen.

Die Picknickplätze und Pausenbänke entlang des Weges sind inzwischen gut belegt. Auch mir ist nach einer kleinen Mittagspause. Wenige Meter abseits des Weges – und natürlich jenseits der geschützten Bereiche – finde ich ein Plätzchen nur für mich. Absolut windstill, mit Sonne im Gesicht. Eine Libelle erkundet meinen Rucksack, ein Marienkäfer gesellt sich dazu. Ich schaue einfach nur zu und über die vor mir liegenden Weiden …

Gegen 16 Uhr geht die Sonne unter. Ich habe also die Zeit im Nacken und reiße mich los von meiner Pausengemütlichkeit. Entgegen meiner Planung biege ich noch vor dem Leuchtturm Falshöft ab. Den kenne ich schließlich, das Stück Wanderweg dorthin auch. Vorbei an von Gänsen und Schwänen besiedelten Feuchtzonen und am Reetdorf Geltinger Birk geht es über Felder und den wunderbar ruhigen Nordschauwald zurück nach Wackerballig.

Am Auto schnappe ich mir noch eine Wasserflasche; dann schlage ich den Weg zu meinem Quartier ein. Bei Koppelheck gibt’s einen freien Übernachtungsplatz der Initiative Wildes SH. Als ich ankomme, habe ich den Tag bis zuletzt ausgekostet; die Sonne ist bereits verschwunden. Schnell baue ich das Zelt auf, richte mich ein, koche und sehe zu, dass ich nicht auskühle, ehe ich mich in meinen warmen Schlafsack kuschle.

Pünktlich zum Sonnenaufgang bin ich draußen. Vor der Sonne. Denn die wird noch einen Moment brauchen, bis sie sich durch das Wolken-Nebel-Gemisch gekämpft hat, das über Meer und Land hängt. Die Finger werden eisig kalt beim Fotografieren. Zartes Frostweiß überzieht Blätter und Gräser. Und ich bin mal wieder völlig verzaubert von dieser Stille und dem Gefühl, einen neuen Tag so intensiv zu erleben.

Nach dem Frühstück packe ich mein Zelt, das in solchen Nächten einer Tropfsteinhöhle gleicht, zusammen. Ich folge dem Fördesteig Richtung Norgaardholz und Habernis. Mal am Strand entlang, mit den Füßen im Sand und im Salzwasser, mal mit Schlenkern durch Wälder, in denen deutlich weniger los ist als direkt am Meer.

Ich bin zufrieden mit meiner Wahl, zu Fuß loszuziehen. Auch wenn die Sonntagsrunde kürzer als geplant ausfällt, weil mir mein sturzbedingt lädiertes rechtes Knie nach knapp einem Jahr noch immer Schmerzen bereitet. Gleichzeitig bin ich froh, dass zumindest eine solch kleine Auszeit möglich ist. Das lässt hoffen, auch wenn’s schwerfällt, zu akzeptieren, dass die Wanderplanung nach so langer Zeit noch immer mit Plan B und C für früheres Zurück stattfinden muss.

Infos:

Die Geltinger Birk ist ein NATURA 2000-Gebiet am Ausgang der Flensburger Förde. Nach und nach erweitert, dient das Naturschutzgebiet in seiner heutigen Ausdehnung seit 1986 dem Erhalt einer vielfältigen Küstenlandschaft mit naturnahen Salzbiotopen, Dünen, Salzwiesen und Küstenwäldern. Seit 2002 leben neben Rindern, Schafen und Ziegen auf den Weideflächen der Birk Konik-Pferde.

Es gibt mehrere ausgeschilderte Rundwanderwege um die Geltinger Birk; um die gesamte Geltinger Bucht führt der Fördesteig. Dieser Küstenwanderweg beginnt an der deutsch-dänischen Grenze und endet nach 95 Kilometern in Kappeln an der Schlei.

Gute Startpunkte für Tageserkundungen sind die Häfen der Bucht und die zentralen Parkplätze an den Eingängen zur Geltinger Birk, einmal auf der östlichen Seite bei der Mühle Charlotte, einmal auf der westlichen Seite am Leuchtturm Falshöft und in der Mitte bei Nieby.

Sowohl auf den Routen um die Geltinger Birk wie auf der Strecke weiter Richtung Habernis findet man immer wieder Pausenplätze mit Bänken und teilweise auch mit Tischen.

Infotafeln vermitteln Wissen zu Natur und Kultur – in einem Gebiet, das ganzjährig interessant ist für die Beobachtung von Vögeln.

WICHTIG: Bitte achte und respektiere die Regeln, die im Naturschutzgebiet gelten! Nur so können wir Landschaften wie diese auch weiterhin erleben und genießen.

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