Suche
Suche

Göteborg: Ein entspannter Minitrip zur Weihnachtszeit

Göteborg in der Vorweihnachtszeit – wie lange habe ich mir das gewünscht! Seit 2005 ist Göteborg meine Herzensstadt. Mindestens einmal im Jahr bin ich dort. Doch noch nie habe ich die Stadt an der schwedischen Westküste im Vorweihnachtsglanz erlebt. Bis 2023 und bis zu einer absolut empfehlenswerten Miniauszeit kurz vor Weihnachten.

In Göteborg habe ich an der Uni studiert, bei einer Leichtathletik-EM im Media-Team voluntiert und über die Jahre unzählige schöne Momente gesammelt. Ich mag das viele Grün und die mächtigen Felsen in der Stadt, schlendere gerne entlang der prächtigen Altbauten und werde weich beim Klang von “Göteborska”, dem hiesigen Dialekt.
Die Vorfreude steht mir ins Gesicht geschrieben, als ich mich in meiner alten Heimat Kiel mit meiner lieben Freundin Claudia treffe. Unsere kleinen Koffer sind gepackt; die Stenaline-Fähre liegt festlich beleuchtet am Kai und den Glögg zur Begrüßung an Bord nehme ich heute gerne an. In wenigen Stunden werden wir in Göteborg sein!

Ankommen, frühstücken, Aussicht genießen

Den ersten Morgenkaffee gönnen wir uns am nächsten Tag im Café an Bord. Das Schiff gleitet unterdes ruhig durch die Schärenlandschaft. Ich trinke schneller: Es zieht mich raus an Deck. Die Luft ist eisig, aber klar. Der Moment, in dem die Stena Scandinavica gegen neun Uhr unter der markant-grünen Brücke hindurch in die Stadt einfährt, fühlt sich an, wie immer: Göteborg ist über die Jahre zu einem Zuhause für mich geworden.

Mit kleinen Schlenkern durch Nebenstraßen gehen wir los Richtung Stadtzentrum. Wir biegen ab zur neogotischen Oscar Fredriks Kyrka, öffnen die Tür und sind mittendrin in einer vorweihnachtlichen Kinderveranstaltung. Gebannt sitzen die kleinen Menschen im Halbkreis vor dem Altarraum. Wir schleichen uns an der Seite vorbei, lassen uns aus dem Augenblick heraus auf den grün gestrichenen Holzbänken nieder. Es ist warm hier drinnen: die Temperatur, das Licht, die Stimmung.

Nach diesem so unerwartet schönen Moment spazieren nach Haga. Hier, im alten Holzstadtviertel, wollen wir frühstücken. Die Fenster meines Traditionscafés Kringlan sind mit dicken Halbkränzen aus Tannengrün und glänzend roten Christbaumkugeln geschmückt. Da wir auf dem Weg schon etwas Stöberzeit in einem kleinen Buchladen verbracht haben, kommen wir pünktlich zum Umbau vom Frühstücks- aufs Mittagsbüfett an. Ich bleibe, wie immer, bei meinem ebenfalls traditionellen Stück Apfelkuchen mit Vanillesauce und einem großen Becher Kaffee.
Wir muckeln uns in der hintersten Ecke an einen Tisch, drapieren blau-samtige Kissen hinter unsere Rücken und ich bin glücklich: Das Café ist nicht leer und nicht voll, der Herr am Tresen gut gelaunt und freundlich und mein Kuchen einfach köstlich. Und weil’s kurz vor Weihnachten ist, kaufe ich uns als Frühstücksnachtisch noch “en lysse”. “Lussekatter” sind vom enthaltenen Safran charakteristisch gelbe Hefeteilchen, die in Schweden zum Luciatag am 13. Dezember gebacken werden. Diese “Luciakatzen” gehören einfach zu einem solchen Vorweihnachtstag.

Im Mittagslicht steigen wir die Stufen zu Skansen Kronan empor. Der Ausblick über die Stadt ist toll und auch hier ist heute wenig los. Die Menschen sind freundlich: Eine Familie und wir fotografieren uns gegenseitig. So haben wir alle festgehaltene Erinnerungen der jeweiligen gesamten Reisegruppe und schöne Begegnungsmomente.

Bummeln, stöbern, Muscheln essen

Der Stadtteil Haga hält uns nach dem Abstieg noch etwas fest: Hier sind Holzschuhe und bunte Ledertaschen zu bestaunen, dort wartet der Trödelladen und ein paar Meter davor das kleine Einrichtungsparadies, in dem ich jedes Mal fündig werde. Diesmal mit messingfarbenen schlichten Kerzenhaltern für die Weihnachtsschale zuhause.

Ich genieße es, wie herrlich entspannt und einig Claudia und ich unterwegs sind: Wir wählen intuitiv Abzweigungen, die ich lange nicht gegangen bin. Wir erjagen spontan kleine Schätze im Second Hand-Laden und stellen fest, dass die Fischhalle Fiskekyrkan bis zum Frühjahr 2024 wegen Umbau geschlossen hat. Ganz klar steht die also auf dem Plan für unsere nächste gemeinsame Miniauszeit in meiner Lieblingsstadt.

Es ist Nachmittag geworden und unsere Beine freuen sich auf eine Pause. Im Café Kronhuset lassen wir uns nieder. Das kenne ich seit meiner frühen Studienzeit; es liegt in einem Gebäudeensemble, das den ältesten Teil Göteborgs ausmacht. Auch hier ist es angenehm untouristisch; wir hören nur Schwedisch um uns herum. Die Woche vor Weihnachten scheint eine wirklich gute Wahl für einen Ausflug hierher zu sein!
Ebenfalls eine gute Wahl ist unser Essen: Wir teilen uns Muscheln in Weißweinsauce, einen Halloumiburger und Pommes und stoßen mit einem Glas Weißwein an. Während sich in mir langsam ein ebenfalls bekanntes Gefühl anschleicht: Der Abschied rückt näher. Nach Stunden, die sich zeitlos angefühlt haben und doch so intensiv waren. Nach viel Draußenzeit, viel Bekanntem und neuen Entdeckungen.

Weihnachtlich, entspannt und mit wohligem Gefühl

Wir stromern noch ein bisschen am unteren Ende der Hauptachse Avenyn herum – und stellen fest, dass wir beide nicht in Shoppinglaune sind. Vielmehr genießen wir die Weihnachtsbeleuchtung in den Seitenstraßen und die irgendwie angenehme Mischung aus städtischer Geschäftigkeit und Ruhe selbst in den belebten Ecken des Zentrums.
Die Luft ist noch immer herrlich; wir entscheiden, weder die Straßenbahn noch das ÖPNV-Boot Älvsnabben zurück zum Anleger zu nehmen, sondern zu Fuß zu gehen. Wieder wählen wir intuitiv unsere Wege – und beschließen unseren Bummel in Haga. Claudia hüpft nochmal in ein Süßwarengeschäft, ich bleibe draußen stehen und schmelze trotz Spätnachmittagskühle dahin: Vor dem Café Kringlan gibt es Livemusik. Eine junge Frau und ein junger Mann; ihre Stimme, seine Gitarre und schwedische Weihnachtslieder im Repertoire. So kitschig es klingen mag, so wohlig warm ist mein Gefühl, als wir weitergehen.

Ganz schön platt und höchst zufrieden landen wir in unserer Kabine. Pünktlich legt das Schiff ab, pünktlich kommt es am nächsten Morgen in Kiel an – und wir beschließen unsere kleine Mädelsauszeit mit einem ausgiebigen Frühstück in Holtenau im Schiffercafé.

Info & Tipps:

Göteborg ist mit rund 600.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Schwedens. Sie liegt an der schwedischen Westküste und ist ein tolles Ziel für Kombinationen aus Stadt-, Kultur- und Naturerlebnis: Der Schärengarten ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab Zentrum erreichbar. Es gibt Parkanlagen wie Trädgårdsföreningen mitten in der Stadt (mit nettem Café sowie Palmenhäusern, die besonders dann toll sind, wenn das Wetter mal nicht so mitmacht) und Slottsskogen, wo Einheimische joggen gehen und Pinguine und Elche besucht werden können. Dazu Kunst-, Foto- und historische Museen, das Wissenschaftserlebniszentrum Universeum, Theater und eine Oper sowie ab April 2024 die brandneue “World of Volvo”. Und natürlich mangelt es nicht an tollen Cafés, Stöberläden und Möglichkeiten zum Innehalten und Genießen.
Ob große Konzerte oder Sportveranstaltungen: In Göteborg ist gefühlt immer etwas los und doch empfinde ich die Stadt nach wie vor als sehr entspannt.

Von Deutschland aus kann man bequem mit der Stenaline ab Kiel anreisen. Für eine Miniauszeit, wie wir sie kurz vor Weihnachten 2023 gemacht haben, empfehle ich auf jeden Fall das tolle Angebot des Minitrips: Am ersten Tag geht man am Spätnachmittag in Kiel aufs Schiff, fährt über Nacht gen Norden, hat einen ganzen Tag in Göteborg zur Verfügung und reist am Abend in der gleichen Kabine wie auf dem Hinweg wieder zurück nach Kiel. (Der Anleger in Kiel ist fußläufig vom Bahnhof aus zu erreichen.)
An Bord kann man essen, shoppen und sich an der Bar die Zeit vertreiben. Ich reise üblicherweise in einer einfachen Kabinenkategorie, da man ja nur über Nacht auf dem Schiff ist.

In Göteborg kann man entweder mit der Straßenbahn, die vom Terminal aus ausgeschildert ist, in die Stadt fahren, oder zu Fuß gehen. Ich empfehle den Spaziergang, entweder über die Parallelstraßen zur Hauptstraße Richtung Haga oder über den Park Slottsskogen. In beiden Fällen kann man im alten Stadtteil Haga frühstücken und dann weiterbummeln und erkunden.

Der Aufstieg zur einstigen Festungsanlage Skansen Kronan lohnt sehr, um sich einen Überblick über die Stadt und ihre Struktur zu verschaffen, ehe man zum Beispiel weiterschlendert Richtung Zentrum. Zwangsläufig stößt man auf den Boulevard Kungsportsavenyen, kurz: Avenyn. An dessen oberem Ende liegt das Kunstmuseum, am unteren Shoppingtempel und -gassen und die Oper. Ist man hier unten angekommen, steht man am Wasser, am Fluss Göta älv. Man blickt auf das markant rot-weiß geringelte 22-stöckige Bürogebäude, das umganssprachlich als Lippenstift bezeichnet wird, und kann von hier aus das Boot Älvsnabben zurück zur Stenaline nehmen. Das gehört zum ÖPNV, für den man am einfachsten die App des Verkehrsverbundes Västtrafik installiert und seine Tickets online wählt. Alternativ geht’s mit der Straßenbahn oder eben zu Fuß zurück.

Meine fünf Gründe, warum ein Minitrip unter der Woche direkt vor Weihnachten besonders lohnt:

An Bord der Stenaline ist recht wenig los und ins abendliche Live-Musik-Programm mischen sich schwedische Weihnachtslieder.

Göteborg ist so herrlich untouristisch wie selten sonst.

Sowohl an Bord als auch in der Stadt erwartet die Gäste eine dezent-geschmackvolle Weihnachtsdeko und -beleuchtung. Es wirkt alles festlich, aber nicht überladen.

Die Cafés sind nicht überfüllt und es gibt die eine oder andere saisonale Köstlichkeit, wie z.B. die oben genannten “Lussekatter”.

Ob letztes Weihnachtsshopping, einfach nur Stromern oder sich selbst was Gutes tun inmitten von skandinavischem Charme: So eine Miniauszeit ist ein entspanntes Durchatmen im Jahresendtrubel. Unser Fazit also: Absolut zum Nachmachen empfohlen!

Alle Links und Informationen: Stand Dezember 2023

Das könnte Dich auch interessieren:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kopffreitage - Der Outdoor- und Reiseblog mit Herz.

Herzlich Willkommen!

Wie schön, dass Du die Kopffreitage besuchst! Ich bin Andrea und ich nehme Dich hier mit auf meine kleinen und größeren Wander- und Paddelabenteuer sowie ganz neu auch auf meine Reisen. Du findest hier Inspirationen für Draußentouren und Reiseziele sowie Tipps und Infos aus erster Hand. Viel Freude beim Stöbern!

Sehen wir uns auf Instagram?

Lust auf Mehr?

Dir gefallen meine Texte und meine Bildsprache? Du möchtest selbst gerne neue Imagetexte für Deine Destination oder Dein Unternehmen haben oder suchst jemanden, der mit Neugier und wachem Blick journalistische Sonderprojekte für Deine Region umsetzt? Dann lass uns gerne ins Gespräch kommen und …