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Hallands Väderö: Inselausflug auf Südschwedisch

Sie ist gerade mal drei Quadratkilometer groß, liegt eine viertelstündige Bootsfahrt vom südwestschwedischen Festland entfernt und ist seit 1958 Naturschutzgebiet: Die Insel Hallands Väderö. Ein kleines Idyll in Skåne, mit Felsen, Wiesen, Wäldchen und Leuchtturm drauf.

Es ist zwölf Uhr mittags, als “Nanny” ablegt. Behäbig tuckert das blauberumpfte Holzboot aus dem Hafen. Der weiße Kirchturm von Torekov wird kleiner, die Kontur der Insel vor uns klarer. Nur wenige Familien und Paare sind Ende August an Bord; das Saisonende ist nah. Beim Verlassen des Schiffes bekommen wir eingeschärft, dass Punkt 16 Uhr zum letzten Mal abgefahren wird an diesem Tag. Es lohnt sich also, rechtzeitig wieder am Anleger zu sein.

Das Café oberhalb des Ankunftssteges hält bereits Winterschlaf. Wie gut, dass ich meinen großen Rucksack und etwas Proviant dabei habe: Es ist der zweite Tag meiner Wanderung um die Halbinsel Bjäre. Zelt, Schlafsack und das nötigste Hab und Gut habe ich in diesen Tagen immer bei mir. Mit dem Halbtagesausflug nach Hallands Väderö erfülle ich mir einen Wunsch: Das Inselchen hatte ich schon länger im Blick. Eigentlich wollte ich es auf eigenem Kiel mit dem Kajak umrunden. Nun aber bin ich zu Fuß hier in der Gegend unterwegs und finde die Überfahrt mit der betagten “Nanny” ausgesprochen charmant.

Tiefe Spuren und ein Leuchtturm

Ordentlich viel Regen in den Tagen vor meinem Wanderstart hat auch Hallands Väderö aufgeweicht. Ich will die Insel umrunden, folge der blauen Beschilderung auf der Ostseite gen Norden. Kühe grasen unter einem Seezeichen und haben den Nachsaisonstrand für sich eingenommen. Sie interessieren sich nicht für mich. Doch ihre Spuren haben auf den stark matschigen Pfaden tiefe Löcher hinterlassen. Ich versuche, weder zu fallen noch einzusinken, und freue mich über jedes Stück Holzbohlenweg. Farne säumen den Weg; teils tiefhängende Äste streicheln meinen Rucksack. Ich bin ganz für mich, höre nur gelegentliches Rascheln hier und da und das Surren von Mücken, die sich inmitten der Feuchtgebiete offenbar sehr wohlfühlen.

Auf der Nordspitze von Hallands Väderö thront der Inselleuchtturm. Von Weitem erkenne ich, dass hier mehr los ist. Ich gehe an einem schwedenroten Gebäudeensemble vorbei. Zwei Männer sitzen im Garten; eine Frau kommt hinzu. Sie serviert Essen. Die drei prosten sich zu, lachen und scheinen den Moment zu genießen. So wie auch ich, wenige Meter entfernt auf einer kleinen Holzbank. Ich drehe mich um, schaue über Felsen aufs Meer. Panoramakulisse. Herzenslandschaft. Tiefe Zufriedenheit.

Ich erinnere die Abfahrt um 16 Uhr, schultere meinen blauen Genossen und gehe noch ein Stück Richtung Leuchtturm, ehe ich auf der Westseite der Insel dem Weg Richtung Süden folge. Zwei Männer in Gummistiefeln kommen mir entgegen. “Pass auf, da vorne wird’s ziemlich feucht”, rufen sie mir zu. Ich lache, bedanke mich und denke, es kann kaum feuchter sein als auf dem Kuhpfad. Ich sollte recht behalten; trotz der Folgen des Dauerregens ist alles recht gut passierbar.

So viel Natur und eine Seehundkolonie

Mein Blick schweift auf die gegenüber liegende Küstenlinie: Die Halbinsel Kullen mit ihrer Spitze Kullaberg habe ich vor einem Jahr besucht. Auch das war eine kleine Wunscherfüllung: Einmal um Kullaberg paddeln. Ich erinnere mich gerne, auch an die neugierigen Seehundaugenpaare, die immer wieder um mich herum aufgetaucht sind damals.
Heute nutze ich den Zoom meiner Kamera, um die Seehundkolonie, welche die flachen Felsen vor Hallands Väderö belagert, besser zu sehen. Ich steige auf eine etwas erhöhte Stelle und beobachte die Tiere – wie sie aneinander gekuschelt daliegen, von ihren Steinbetten robben und ihre Köpfe beim Schwimmen aus dem Wasser heben.

Auf den nächsten Metern ändert sich die Landschaft nochmal etwasl: Ich komme durch Birkenwäldchen, die in tief dunklem Wasser stehen. Dazu gibt’s weitere Bohlenwege und wieder teils schmale Pfade, die sich zwischen Gebüsch, Fels und Wiese entlangschlängeln. Was für eine Vielfalt auf diesen gerade einmal drei Quadratkilometern Land!
Diese Vielfalt ist es, die Natur- und Vogelfreunde begeistert und den Schutzstatus erklärt, den Hallands Väderö seit 1958 besitzt. Deshalb ist es auch nicht erlaubt, auf der Insel zu zelten. (Übernachtungen sind möglich und online buchbar, zum Beispiel in den ehemaligen Personalhäusern am Leuchtturm.)

Die Füße im Wasser und eine Farbexplosion zum Tagesausklang

Ich würde gerne bleiben, mag solch besondere Orte, die nach Abreise der Tagesgäste noch mehr Ruhe versprechen. Während die Ruhe, die ich mit noch ausreichend Zeit nach meiner Inselumrundung am Strand genieße, auch sehr fein ist. Der Rucksack liegt neben mir, Schuhe und Socken auch. Eine Bucht weiter wird gebadet; ich platsche mit den Füßen durch das klare Wasser. Dann lege ich mich ins Gras, mache die Augen zu und lächle zumindest innerlich. So viel Natur, aufmerksames Gehen, Innehalten und dann mit dem blauen Holzboot wieder zurücktuckern – was für ein gelungener Ausflug!

Als ich zu meinem Zeltplatz gehe, schaue ich “Nanny” im Spätnachmittagslicht hinterher. Sie zieht noch einmal los, mit einer Gruppe an Bord.
Als mein Zelt steht, hüpfe ich ins Meer. Die Erfrischung tut gut und das Universum zaubert zum Ausklang dieses Tages noch einen Trumpf aus dem Hut: Exakt über Hallands Väderö versinkt für heute die Sonne. Mit einer Farbexplosion im Gepäck, die einen nur still und ehrfürchtig zurücklassen kann.

Info & Tipps:

Hallands Väderö ist eine kleine Insel vor der südschwedischen Westküste. Sie gehört zur Provinz Skåne und ist auf Grund ihrer großen Natur- und Artenvielfalt seit 1958 Naturschutzgebiet. Die Insel ist gerade einmal drei Quadratkilometer groß. Man kann sie über ausgeschilderte (und nicht ausgeschilderte) Pfade und Wege zu Fuß erkunden. Eine Übersichtskarte findet man gleich oberhalb des Anlegers.

Vom Hafen in Torekov aus erreicht man Hallands Väderö in etwa 20 Minuten. Das Schiff legt pünktlich ab; die Abfahrtszeiten und Ticketinformationen hängen im Hafen aus und sind hier online einsehbar. Die “Nanny” verkehrt in der Hauptsaison (Juni bis Anfang September) täglich, davor und danach an den Wochenenden. Die Hin- und Rückfahrt kostet für Erwachsene rund 20 Euro.

Das Café unweit des Anlegers ist ebenfalls in der Hauptsaison geöffnet. Es ist aber gewiss auch eine feine Ergänzung des absolut zu empfehlenden Ausflugs, sich mit ein bisschen Essen einzudecken und auf der Insel an einem schönen Plätzchen Picknick zu machen. An aussichtsreichen Plätzen mangelt es nämlich nicht! Und im Süden gibt es sogar einen kleinen Schärengarten.

Wer die Insel erwandern möchte, kommt am besten mit gutem Schuhwerk, vielleicht sogar mit Wanderstiefeln: Es kann nach etwas heftigerem Regen teilweise recht matschig sein und es bleibt vor lauter Entdeckerfreude womöglich nicht aus, dass man über Steine hüpft und über Felsblöcke spaziert.

Alle Links und Informationen: Stand Oktober 2023

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