Die ersten Buschwindröschen. Leberblümchen. Zartlila Küchenschellen. Dazu Sandstrand, Fels und Wald und obendrauf noch blauer Himmel mit Frühlingssonne. Ich bin schockverliebt in die Landschaft Österlen in Südostschweden und schnell steht fest: Die kleine Wanderung rund um den “Berg” Stenshuvud war nicht mein letzter Besuch hier!
Kulinarische Ablenkung noch vor dem Start: “Kiviks Musteri”
Das Auto ist geparkt, die Rucksäcke sind gepackt. Wir könnten also los zu unserer Halbtagestour “irgendwo rund um Stenshuvud”. Wäre ich nicht gleich wieder abgelenkt: Das Schild “Kiviks Musteri” macht mich neugierig. Schwupps, da stehen wir im Laden, stöbern durch Apfelmost und spazieren durch das kleine Museum, das im Anschluss über die Produktion der Fruchtgetränke informiert, die hier bei Kivik an der Ostküste Südschwedens hergestellt werden. Es gibt ein Restaurant, Workshops für Obstbauminteressierte, ein Café, das erst etwas später im Jahr öffnet, und eine Naturschule auf dem Gelände. Wie spannend! Das ist auf jeden Fall vorgemerkt für einen weiteren Ausflug!
Heute aber wollen wir das schöne Wetter nutzen. Wir stapfen also los. Vom Nord-Eingang des Nationalparks Stenshuvud in Hällevik aus sind wir schon bald am Aufstieg zum namensgebenden Berg. Der ist 97 Meter hoch. Die Kulisse aus dicken Felsbrocken, noch kahlem Wald und erstem Frühlingsbunt neben den Wegen gefällt mir auf Anhieb. Über Stufen geht’s hoch zum ersten Aussichtspunkt. Meerblick und Wind – wie kann man da nicht glücklich sein?!?
Ausblick, Meerblick, Sonntagsfreuden
Wir folgen zunächst dem gelb markierten Hällevik-Rundweg, verlassen den aber schon bald zugunsten eines weiteren Ausblicks. Eigentlich nur für einen kleinen Stopp. Dann aber ist’s so herrlich windgeschützt. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Einfach perfekt, wenn man das Auftanken mit Meerblick gerade eh ganz gut gebrauchen kann. Also: Rucksäcke abgesetzt, Picknickdecke ausgebreitet und Genussmodus an!
Dass das heute keine nennenswerte Wanderung mehr wird, ist nun klar – und vollkommen egal. Es gibt Tage und Orte, an denen einfach nur genießen und ein bisschen Ruhe willkommene Begleiter sind. Und die lassen wir fortan unseren Sonntag bestimmen: Wir gehen barfuß über den feinen Ostseesand und stehen zum ersten Mal in diesem Jahr mit den Füßen im Meer. Bibbernd und zugleich zufrieden-entspannt. Wir sammeln rund geschliffene Steine und überlegen, welch lange Reisen die wohl schon hinter sich haben. Während unsere kleine Sonntagsreise weiter nach Süden am Spülsaum entlang führt.
Heidelandschaft, Abendsonne und der Wunsch nach mehr
Wir könnten ewig so weiterschlendern; doch noch ist’s früh im Jahr und gegen Abend sinkt die Temperatur rasch. Also schlagen wir uns über Sandpfade durch die parallel zum Strand liegende Heidelandschaft. Ich entdecke satt violette Küchenschellen – und überlege ganz kurz, ob wir unsere Runde nicht doch noch um einen Schlenker verlängern. Möglichkeiten dazu gibt es immer wieder und die leicht hügelige Landschaft gefällt mir. Doch wir bleiben dabei: Zurück auf den gelben Weg, durch Erlenbruchwald und ein letztes Mal für diesen Besuch in Österlen unterhalb von Stenshuvud entlang. Das “Steinerne Haupt”, wie der Berg übersetzt heißt, wird nun von der Abendsonne in goldenes Licht getaucht. Wir bleiben stehen, sind beide still. Wie alles um uns herum. Was für ein Moment!
Knapp zehn Kilometer zeigt die Uhr an, als wir wieder am Parkplatz ankommen. Ja, das war wirklich eine Genusstour! Und zwar eine, die extrem Lust gemacht hat auf mehr: Mehr Ostküste und mehr Wandern in Südschweden. Denn dieser Teil von Österlen, der hat’s mir wirklich angetan! Vielleicht ja ganz besonders, weil es eben so herrlich entschleunigt war, dieses kleine Sonntagsunterfangen …
Infos & Tipps:
Stenshuvuds Nationalpark liegt in der Landschaft Österlen, zwischen den Orten Kivik im Norden und Simrishamn im Süden. Das Areal umfasst 401 Hektar und wurde 1986 als Nationalpark ausgewiesen. Ein lohnendes Ziel ist dieser ganzjährig, weil die Flora und Fauna auf recht kleinem Gebiet überdurchschnittlich vielfältig und die Landschaft folglich sehr abwechslungsreich ist.
Es gibt vier kurze markierte Spazierwege von 0,5 bis 4,2 Kilometern Länge, die für eine längere Runde kombiniert werden können. Zwei der Wege sind speziell für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ausgewiesen.
Am Infozentrum Naturum kann man sich in Ausstellungen weiter über den Nationalpark und seine Artenvielfalt informieren. Neben Parkplätzen gibt’s hier auch Toiletten sowie Pausen- und Grillplätze. Auch der Weitwanderweg Skåneleden SL 4 führt hier vorbei.
Direkt am nördlichen Eingang zu Stenshuvuds Nationalpark gibt es auch einen Zeltplatz. Hier darf man für eine Nacht sein Lager aufschlagen.
Meine ehrliche Meinung: Das Angebot ist prima, wenn man länger unterwegs ist und ungefähr auf dieser Höhe seiner Tour einen Schlafplatz braucht. Für ein kleines Kurzmalraus gibt’s allerdings gemütlichere Plätze.