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Ein Corona-Text, der kein Corona-Text sein wollte

Gedanken zu einer Situation, die mit echten Kopffreitagen so wenig und zugleich so viel zu tun hat… Weil wir momentan eben nicht so frei sind, wie wir es noch vor Kurzem waren. Weil wir uns nach dem sehnen, was mal normal war – oder erschien. Und weil „kopffrei“ in Tagen wie diesen ein Wunsch sein kann, der weit über das hinausgeht, was Kopffreitage auf dieser Seite beschreibt.

Seit Wochen bestimmt ein großes Thema unser Leben: Covid-19, Corona. Schockstarre, Angst, Hoffnung, Unsicherheit und Ungewissheit, Traurigkeit und erster Protest – kurz: Phasen, die teilweise schon hinter uns liegen und teilweise in Wellen erneut über uns hereinbrechen. Es vergeht kein Tag, an dem die Facebook-Startseite nicht mit Neuigkeiten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft, mit Versuchen der praktischen Lebenshilfe und mit Aufforderungen zum Umgang mit der Krise überquillt. Wohl kaum jemand der schreibenden Zunft hat sich nicht gefragt: Corona-Texte verfassen – ja oder nein? 

Da sind die, welche frei von der Leber weg schreiben. Die, welche ihrem Thema nahezu unverändert treu bleiben. Und irgendwo dazwischen bin ich, die ich im Kern nichts weiter möchte als auf dieser Seite Lust zu machen auf Touren, zu Wasser und an Land. Ich, die ich mich nicht dazu erhöhen möchte, anderen zu sagen, wie sie ihr Leben gestalten sollen. Nicht in der Krise und auch nicht jenseits davon.
Ihr braucht auch gar nicht alles von mir zu wissen. Warum auch?
Und ich muss Euch nicht sagen, wie toll es da draußen ist. Denn das wisst Ihr selbst. Oder Ihr wollt es herausfinden. Sonst wäret Ihr wohl nicht über die Kopffreitage gestolpert. 

Aber sollte man weiter einfach unbedarft Tourenbilder veröffentlichen und so tun, als könne man schon morgen wieder den großen Rucksack packen? Ich denke wohl, dass man das kann: In meinem Falle mit etwas stärkerem Fokus auf Tagestouren in meiner direkten Umgebung und auch in der Vorfreude auf das Planen von Erlebnissen, die uns an die „Zeit danach“ denken lassen. 

Vielleicht nehmen wir gerade anders wahr. Vielleicht hat das Stück Grün hinterm Haus in den vergangenen Wochen an Wert gewonnen. Vielleicht stupst uns die Situation zu kleinen Abenteuern an, von denen wir schon lange vage träumen, sie aber doch stets weiter vor uns hergeschoben haben. Vielleicht aber sind wir auch ein bisschen verzückt über diesen Frühling, den wir dort, wo wir leben, intensiver als sonst wahrgenommen haben … 

Ich kann gut über mich selbst schmunzeln, wenn ich mal wieder vollen Ernstes erzähle, dass ich noch immer jede einzelne Spazierrunde ab Haustüre genieße und es dabei schätze, vermeintlich jeden Grashalm zu kennen und zugleich immer neue Pfade, Pflanzen und Plätze zu entdecken. So, wie ich es schon immer getan habe. Überall dort, wo ich – manchmal auch nur für eine Zeit lang – zuhause war. 

Ja, der Zwang, sich im direkten Umfeld zu bewegen, mag besonders sein. Ich weiß, auf welch sprichwörtlicher Insel der Glückseligen ich im nördlichsten Nordfriesland lebe. Dort, wo ich all die Wochen nun unverändert hinausmarschieren und sogar auf einem kleinen Fluss paddeln konnte, ohne Menschen zu treffen. Dort, wo Rehe, Hasen und Füchse zum täglichen Begleitprogramm gehören. Aber eben auch dort, wo die Hälfte des Aktionsradius‘ wegfällt: weil Landesgrenzen geschlossen sind und keine Feierabendrunde im Heimatort, kein Wochenendwandern und kein Paddelausflug nach Dänemark führen kann. 

Der Anblick der verbarrikadierten Grenzübergänge macht traurig. Auch, weil man Freunde im südlichen Dänemark nicht mal eben auf eine Pizza und ein Glas Wein treffen kann. Dennoch: Ich bleibe positiv und vergnügt und freue mich auf den Tag, an dem das wieder geht. Mit gutem Gefühl und großer Freude. Vielleicht auch mit ein bisschen Aufgeregtsein. Weil Bekanntes sich plötzlich neu anfühlen wird. Und weil wir uns gegenseitig gewiss vieles von dem zeigen können werden, was wir in diesen Wochen ganz neu oder wieder neu für uns entdeckt haben. 

Ich zum Beispiel habe neue Lieblingsarbeitsorte gefunden. Solche, an denen ich notiere:

Der Nachmittagskaffee steht neben mir. Ebenerdig, im bunten Becher im Gras. Etwa einen Meter von der Uferkante entfernt. Ich blicke vom Bildschirm auf; der Wind kommt vom Meer, er rauscht in sanften Böen durch das aus dem letzten Jahr übriggebliebene Schilf. Die Weiden hinter mir leuchten in sattem Grün. „Home Office“. Oder besser: „Nature Office“. Und für mich: einfach ein friedlich-schöner Platz im Draußen. Ein Ort, an dem Negatives keinen Platz hat und eine natürliche Ruhe den Schreibfluss beschleunigt.
Ich genieße die Freiheit und meinen neuen Alltag. Einen Alltag, der ein Übergang ist, vom abgestreiften Büroalltag hin zu neuen Themen, Projekten und Partnern. Ich genieße die Zeit, die mit Corona eines gemeinsam hat: Vieles ist ungewiss, nach vorne schauen tut gut und einfach mal innezuhalten, ja, auch das kann unbezahlbar sein! 

Tja… So wurde aus einem Corona-Text, der kein Corona-Text sein wollte, eben doch ein Corona-Text. Weil es vielleicht nicht ohne geht. Oder weil der Kopf hinter den Kopffreitagen sich zwar weigert, jeden Gedanken in publizierbare Worte zu fassen, sich aber zugleich darüber im Klaren ist, welch unterschiedliche Interpretation von Kopffreitagen es just in diesem besonderen Jahr 2020 geben wird. Weil wir alle verschieden sind, wir alle unser Päckchen zu tragen haben und wir doch alle auch genau diese so wertvollen Momente brauchen und herbeisehnen.

Wie sie auch aussehen mögen, Deine Wünsche, Ideen und individuellen Kopffreitage:
Bleib gesund, fröhlich und neugierig!

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2 Antworten

  1. Sehr schöne Gedanken, meine Liebe. Und wahre Worte. Man muss sich seine Inseln schaffen und immer fröhlich bleiben. Egal wo wie was ?

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