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Naturkino: Von Brösarps Backar bis ans Meer

Erinnerst Du Dich an Astrid Lindgrens “Die Brüder Löwenherz” und die beiden Täler in Nangijala? Nangijala liegt in Wahrheit in der südschwedischen Landschaft Österlen, heißt dort “Brösarps Backar” und ist ein wunderbarer Ausgangspunkt für eine entspannte Wanderung mit Hügeln, Meer und Strandpicknick.

Als wir vor wenigen Wochen zum ersten Mal in Österlen waren, habe ich mich direkt verliebt in diese Landschaft. Mit ihren Felsen, Sandstrand, Wald und Wiesen besteht die Region nämlich aus Zutaten, die in mir dieses besondere “Zuhause im Norden”-Gefühl auslösen. Ich bin neugierig auf mehr und möchte heute “Brösarps Backar” erkunden, das grasüberzogene Auf und Ab, welches uns die letzte Eiszeit hinterlassen hat, das heute ein beliebtes Ausflugsziel ist und in dem eben 1977 die Geschichte “Die Brüder Löwenherz” verfilmt wurde.

Als Startort wählen wir den “Rastplatz Brösarp”. Der liegt etwas außerhalb des Ortes Brösarp, ist auch mit dem Bus erreichbar und führt uns direkt hinein in diese Szenerie, für die mir beim heutigen Himmelsschauspiel sofort der Gedanke “Naturkino” kommt. Die Weite der im Sommer als Weideflächen genutzten Hügel und satt-strahlendes Violett von Küchenschellen lassen mich gleich auf den ersten Metern erahnen, dass wir mit dieser Runde eine gute Wahl getroffen haben.

Wir folgen dem Fernwanderweg Skåneleden SL 4 nach Osten, passieren eine kleine Ansammlung von Häusern und kommen bald schon am leise vor sich hin plätschernden Bach Verkeån an, der sich parallel zu unserem Weg Richtung Ostsee schlängelt. Bärlauch bedeckt mit seinem frischen Grün die Ufer und an den Bäumen sind erste Knospen zu erkennen. Diese Farben und der Ausblick auf den nächsten Naturzyklus wärmen von innen: So sehr ich richtigen Winter liebe, so lange zogen sich Grau und Kälte in meiner Wahrnehmung in diesem Jahr hin. Ich sehne mich nach Frühlingsbunt, nach Düften und Durchatmen am Meer. Nach Wanderungen ohne dicke Jacke und nach Pausen, die mehr erlauben als einen schnellen Becher heißen Kaffee, bevor der Körper wieder nach Bewegung verlangt, um nicht auszukühlen.

Zugegeben: Der Wind ist noch frisch und schiebt Wolkenberge über uns hinweg, die noch ein “Jacke an, Jacke aus” erfordern. Wir haben Glück, dass es just da schattiger wird, als wir das zwar extrem gut ausgeschilderte, aber auch gut etwas zügiger zu durchschreitende Stück kurz vor der Ankunft am Meer erreichen. Da gibt’s nicht ganz so viel zu gucken und die Pferde auf der Koppel, durch die der Weg führt, interessieren sich auch nicht für uns. Völlig okay: Umso schneller sind wir am Strandübergang.

Eine Brücke verbindet das kleine Wäldchen am Parkplatz mit der Dünenlandschaft. Wie bestellt reißt nun der Himmel auf und wenn ich die Temperatur ausblende, fühlt sich’s fast schon wie Sommer an. Die Füße im Sand, der Blick übers Meer. Horizont. Stille. Nur das Plätschern kleiner Wellen auf dem sonnenbestrahlten Muschel-Kies-Gemisch vor uns. Kopffrei!

Wir haben gut die Hälfte unserer insgesamt 17 Kilometer langen Wanderung hinter uns. Zeit, unser Rucksackvesper auszupacken! Meerblick wäre schön und die Platzsuche sollte eigentlich nicht schwierig sein; schließlich kommt der Wind von Landseite her. Doch egal, in welche Dünenmulde wir uns ducken: Irgendwie weht’s überall von überall her. Also gehen wir noch ein Stück weiter. Ein kleines Häuschen am Strand verspricht Windschatten – und Gesellschaft: Dass ich bereits die Decke aus dem Rucksack geholt habe und mich einrichte, stört den Sonntagsausflügler mit Gasgrill unterm Arm, den wir schon auf dem Strand verwundert im Auge hatten, nicht. Wenige Meter von uns entfernt baut er auf. Und ich wieder ab.

Eine gute Entscheidung, denn wir landen schließlich unter Kiefern im Gras. Völlig wind- und menschengeschützt. Der Wind säuselt durch die Äste; wenn wir die Köpfe recken, schauen wir aufs Meer. Und außer einem älteren Herrn und ein paar Hasen schaut hier keiner vorbei. Das Warten, Suchen und Weiterziehen hat sich gelohnt!

Nach dem Kaffee werde ich schläfrig und wünsche mir mein Zelt herbei. Hier nun einschlafen, später vor dem Zelt kochen, morgen früh den neuen Tag am Strand begrüßen … Ich freue mich darauf, dies endlich mal wieder zu tun. Nicht aber an einem Ort wie hier, nicht mitten im Naturschutzgebiet! Denn trotz aller Freiheit, welche die schwedische Natur bietet: Schutzgebiete sind tabu und die Regeln einzuhalten, was einer der Gründe ist, weswegen ich bei jeder noch so kleinen Tourenplanung einen Blick auf eine aktuelle Karte werfe. (Hier bei Haväng ist zudem zu beachten, dass nördlich unserer Wanderstrecke ein militärisches Übungsgebiet liegt. Sperrzeiten zu Land und zu Wasser sind auch hier unbedingt im Vorfeld zu recherchieren!)

Für den Weg zurück wählen wir die lokale Route “Backaleden”. Sie führt südlich des Verkeån entlang, zunächst durchs Tal und dann über die Höhen von “Brösarps Backar”. Das Hoch und Runter tut gut in den Beinen. Und die Sonne wärmt nun zuverlässig mit ihrer Nachmittagsgüte. Was für ein Ausklang! An der Mühle “Bengtemölla” biegen wir nach rechts ab und gehen zurück auf den Skåneleden. So, wie wir am Vormittag gekommen sind. Noch einmal schweift der Blick über die weite Landschaft, noch einmal atmen wir tief ein. Ja, es riecht nach Frühling. Endlich!

Info & Tipps:

Die beschriebene Runde ist etwa 17 Kilometer lang und führt durch abwechslungsreiche Landschaft mit Waldpfaden, Sand und Kieswegen. Wir sind am “Rastplatz Brösarp”, etwas nördlich des Ortes Brösarp gestartet. Bis hierher kommt man auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Die Bushaltestelle “Brösarp Torparebron” liegt direkt gegenüber vom Parkplatz.
Hier bitte bei aller Euphorie aufpassen: Der Skåneleden führt hier in drei Richtungen. Für unsere Tour geht’s erst mal über die Straße und direkt auf der Anhöhe, nicht im Wald los!

Wir sind der Beschilderung des Skåneleden SL 4 bis zum Strand bei Haväng gefolgt und für den Rückweg auf den “Backaleden” gewechselt. Der geht südlich des Baches Verkeån lang. Sobald die Mühle “Bengtemölla” rechterhand ins Blickfeld rückt und man die Wahl hat, links oder rechts weiterzugehen, haben wir uns für rechts entschieden, um über die Anhöhe direkt zum Parkplatz zu kommen. Folgt man dem “Backaleden” weiter, geht man nach Brösarp und, wenn man die Tour verlängern möchte, über den Lagerplatz “Vantalängan” zurück auf den Skåneleden, der, in nordöstliche Richtung, ebenfalls wieder zum Ausgangspunkt führt.

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