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Workation am Waldesrand: Rauszeit mit Ruhe und viel Grün

Ein schwarz-gräulicher Holzkasten mit großen Fensterfronten. Drumherum nur Grün und eine besondere Ruhe, die mich ebenso überrascht, wie sie mir guttut: Mein Wochenende in einer gemütlich-schlichten Cabin am Waldrand macht vom ersten Moment an Lust auf mehr. Die Mischung aus Einfachheit und naturnahem Luxus ist perfekt für ein entspanntes #kopffrei und kreative Arbeitszeit.

RAUS_Cabin_von außen_Sommer

Glampingzelt, Tiny House, Schlafstrandkorb: Es gibt etliche Möglichkeiten, minimalistisch zwischen Wäldern, Weiden und Meeresstrand zu urlauben. Dass ich keine dieser Optionen je für eine private Auszeit gewählt habe, mag daran liegen, dass ich für ein kleines Kurz-mal-raus in der Natur zumeist an Zelt- und Shelternächte denke. Dort, wo ich richtig draußen bin, und am allerliebsten natürlich in Schweden. Nun ist Freitagnachmittag, ich bin in Deutschland und mein Auto steht auf einer sandigen Ausbuchtung im Wald. Ich stopfe Rucksack, Taschen und einen Henkelkorb in einen Bollerwagen. Das Zahlenschloss, mit dem dieser an die Birke neben meinem Auto gebunden war, habe ich schon gelöst. Ich bin bereit für mein Wochenende im Grünen.

Es sind nur wenige Schritte bis zu meiner Cabin. Das Wägelchen rattert hinter mir her, bis ich es vor der Terrasse abstelle. Ich drücke Türcodetasten, öffne Vorhänge und Plissees und bleibe mit einem Glas Saft einen Moment lang in der Tür meines temporären Zuhauses stehen. Die Sonne brennt; aus dem hohen Gras dringt ein intensives Summen und Zirpen zu mir herauf. Durchatmen, Augen schließen, ankommen.

Barfuß im Sommergras

Dass man bei RAUS mindestens zwei Nächte am Stück buchen muss, erschließt sich mir schon jetzt: Welch großartige Aussicht, morgen vom Sonnenauf- bis -untergang hier draußen zu sein! Ein ganzer Tag ohne An- oder Abreise. Zeit ohne Alltagskram und Zeit nur für mich. Ich habe mich für eine Cabin der Abenteuerkategorie drei entschieden. Das heißt, die Cabin ist autark mit Solarpanels auf dem Dach und Wassertank betrieben. Und sie verspricht kaum bis keinen Menschenkontakt. Das passt mir ausgesprochen gut: Die Woche war gut gefüllt, mein Akku ist es nicht mehr. Dennoch wollen an diesem Wochenende noch zwei Reportagen ihren Weg aus meinem Kopf über die Finger in den Laptop finden. Ich verbinde also meine Rauszeit mit Schreibzeit.

RAUS_Cabin_arbeiten_Workation

Das war so nicht geplant. Ich hatte große Lust auf wirklich mal Nichtstun. Ein noch nicht lange zurückliegender Morgenmoment hat mich dazu inspiriert. Die mit Bett, Essecke, Küche und Bad ausgestattete Cabin erscheint mir perfekt, weil ich wetterunabhängig bin, keine stundenlange Recherche zum vermeintlich besten Zeltplatz betreiben werde und weiß, ich brauche nur das Allernötigste einzupacken. Was ich anhabe und dass ich ungeschminkt bin, ist dank nicht zu erwartenden Treffen mit anderen Menschen egal und das wiederum ziemlich schön.

Den ersten Morgenkaffee im Bett mit Blick ins Grüne trinken. Über den Tag unzählige Male durch die weit offen stehende Flügeltür zwischen drinnen und draußen wechseln und die Stunden einfach verstreichen lassen. So habe ich mir das vorgestellt.

Trotz des dezenten Abgabedrucks für die noch offenen Texte kommt die Rauszeit meiner Vorstellung nah. Ich scheine das tiefe Vertrauen zu haben, dass die Kreativität mich hier draußen finden wird. Ich vertrödle den ersten Abend, gehe ganz langsam barfuß durch das schon leicht feuchte Gras. Das Zirpen und Summen ist leiser geworden, das Windrauschen lauter. Birken am Waldrand bewegen sich wie elegante Tänzer. Ihre beblätterten Arme berühren sich, wiegen im Wind. Meine Augen folgen ihnen. Die Gedanken kommen zur Ruhe. 

Morgenfrische und Kaffee mit Aussicht

Vor dem Morgenkaffee im Bett trete ich auf meine Holzterrasse. Die Birkenarme haben Pause, meine Arme schwingen etwas hin und her. Ich räkle mich, lächle in mich hinein und stelle fest: Es ist das pure Grün um mich herum, das mich so ungemein beruhigt. Es ist überall und die Grenzen meines Kosmos‘ für dieses Wochenende sind nah: Mein Horizont besteht aus Baumwipfeln auf der anderen Seite der Koppel vor meiner Cabin.

Eine Bachstelze tippelt über das Dach. An der Ecke bleibt sie stehen und wippt mit ihrem Schwänzlein. Ich rieche die Morgenfrische nach einer Regennacht und spüre winzige Nieseltropfen auf meiner Haut.

Ich öffne den Computer und tippe los. Das Notizbuch bleibt geschlossen; ich schreibe aus dem Gedächtnis. Da ist sie, die Kreativität, auf die ich mich verlassen habe. Der Einstieg ist schnell geschafft. Das ist die halbe Miete. Ich tippe weiter. Bald ist die Rohfassung fertig. Zeit für ein gemütliches Frühstück! Auf dem Weg zur Cabin habe ich einen Bio-Hofladen besucht. Brot mit knuspriger Krume, cremiges Rührei und ein paar Beeren von meinem Balkongarten: Was braucht es mehr fürs Samstagmorgenglück?

Ich kaue bewusst und ertappe mich dabei, wie mein Blick auf unscharfe Unendlichkeit stellt. Das noch vor wenigen Stunden recht aufgewühlte System aus Kopf und Körper fährt herunter. So sehr, dass ich gar keinen Drang verspüre, mich weiter als die etwa 20 Schritte hinüber zur Pferdekoppel von meiner Cabin wegzubewegen. Der kleine Haflinger und der Rotbraune schauen hin und wieder vorbei. Auch sie wirken entspannt oder sind vielleicht gar völlig uninteressiert. Mir ist das sehr willkommen. Zu viel Neugier mag ich nicht, auch wenn ich sie bei Pferden wohlwollend dulden würde.

Wolken, Minibirken und der Wunsch nach mehr

In der Holzbank vor meinem Bett finde ich eine Yogamatte. Ich rolle sie aus, lege mich auf den Rücken und strecke die Beine aus. Ich schaue in die Wolken und erinnere mich daran, dass ich zu meinen Stunden in der Cabin ein „Cloud gazing” gebucht habe. Das ist ein Hörerlebnis mit sanfter Musik, Informationen zu Wolkenformen und -entstehung und Anleitung zur Selbsterfahrung. Ich nutze solche Angebote selten, fand es jedoch für meinen Selbstversuch in Sachen Selbstfürsorge recht passend, mich auch hierauf einzulassen. Mit den Ohrstöpseln auf der Yogamatte zu liegen, fühlt sich erst einmal seltsam an. Die Naturgeräusche sind ausgeblendet. Fürs Wolkenerlebnis ist das gut; ich tauche ein in sphärische Klänge, Cirrus- und Cumuluswolken und den Himmel über mir. Zwischendrin setze ich mich auf und konzentriere mich nur auf die Stimme in meinen Ohren. Es fühlt sich an wie ein kleiner Ausflug.

RAUS_Cabin_Cloud gazing

Als die Sonne in den Frühabendmodus wechselt, beginne ich, über eine Verlängerungsnacht nachzudenken. Das geht bei RAUS nur bei Buchungen von Freitag bis Sonntag. Der Montag ist sozusagen der Puffertag zwischen den Zwei-Nächte-Zeitfenstern und eine, wie ich finde, feine Möglichkeit, aus einem Wochenende einen kleinen Urlaub zu machen. Ich bin hin- und hergerissen. Die Ruhe tut gut, die Einfachheit auch. Wären da nicht die Textabgaben mit umfangreichem Fotoupload am Montag …

Das Abwägen fällt schwer. Ich beschließe, ein anderes Mal wiederzukommen. Dass die Mischung aus Arbeit und Pause in der Grünkulisse funktioniert, weiß ich jetzt. Der Wunsch nach einer Auszeit ohne Pläne und Aufgaben ist immer noch existent. Außerdem würde ich wahnsinnig gerne den kleinen Ofen testen. Das Feuer- und Anzündholz steht schon parat.

Heute aber genieße ich noch einmal die erfrischende Kühle dieses Sommerabends: Ein ordentlicher Schauer ist über mich hinweg gezogen. Das Gras ist nass und fotogen. Ein zarter Dunstschleier wabert durch das morastige Grünland rechts von meiner Cabin. Minibirken und Riesenbinsen werden in milchiges Licht getaucht. Die Ruhe hat eine weitere Dimension erreicht. Eine, die man hört, spürt und sieht. Und eine, von der ich gewiss auch beim nächsten Mal nicht genug bekommen werde.

Infos & Tipps

Die Cabins von RAUS sind 16 bis 18 Quadratmeter groß. Sie stehen in ganz Deutschland und in Österreich naturnah auf privaten Grundstücken, zum Beispiel am Rande eines Waldes, eines Feldes oder an einem Teich.

Die Cabins sind Rückzugsorte, die alles bieten, was man braucht, und doch auf das Nötigste fokussieren: ein gemütliches Bett mit Eckfenster für den Panoramablick, eine Sitzecke, Küche (inklusive Kühlschrank) und ein kleines Bad (inkl. Dusche und Trockentoilette). Dazu warten ein paar Bücher, Spiele und Yogamatten auf Dich. Für die kühleren Tage gibt es einen Holzofen.

Es gibt Cabins für Gäste mit und ohne Hunde und die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob man lieber in einer Cabin mit mehr oder weniger Infrastruktur und Kontakt zu anderen Menschen in der unmittelbaren Nachbarschaft nächtigen mag. Ankunft und Abreise sind autark geregelt.

Wer möchte, kann sich auch Verpflegungspakete und Erlebnisse wie Wolken- oder Sternenbeobachtung oder eine Yogaeinheit dazubuchen, die man über den digitalen Reisebegleiter vor Ort abruft.

WICHTIG: Wenn Du vorhast, in der Cabin zu arbeiten, denke daran, dass es zwar WLAN gibt, dieses aber je nach Lage der Cabin schwach sein kann! Ich hatte einen mobilen WLAN-Router mit SIM-Karte dabei. Das war eine gute Ergänzung, denn mal war das Cabin-Netz und mal das meines Routers arbeitswilliger. (Am besten ist es aber natürlich, ganz auf das Netz zu verzichten. So, wie ich mir das für mein nächstes Mal vorstelle.)

Mein Tipp für Dich:
Ob mit gebuchtem Kochpaket oder selbst mitgebrachten Zutaten: Das Köcheln in der Cabin trägt zur Entschleunigung bei, der abendliche Genuss auf der Terrasse auch. Der Gasherd und die komplette Küchenausstattung (samt Tee und Kaffeepulver) machen es Dir einfach und es stellt sich schnell ein wohliges Einfachheit-und-Luxus-Gefühl ein, das so eine Cabin-Auszeit jedenfalls für mich zu etwas Besonderem macht. Weil sie eben anders ist als Zelt, Ferienwohnung oder Hotel und weil ich hier mühelos die Entspannung annehme und es genieße, ohne Programm und Pläne an diesem einen Ort im Grünen zu sein.

DANKE an das Team von RAUS, das meinen Selbstversuch, den ich für die Produktion von Inhalten und Fotos für eine Magazin-Reportage unternommen habe, unterstützt hat. Wie immer sind meine Eindrücke auch hier auf dem Blog meine echt-ehrlichen; der Artikel ist unbeauftragt und nicht vergütet.

Alle Links und Informationen: Stand Juli 2025.

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