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Måkläppen in Südschweden: Eine Winterpaddeltour

Drei Jahre ist es her, seit ich den Plan gefasst habe, den südwestlichsten Zipfel Schwedens einmal mit dem Kajak zu besuchen. An einem Spätjanuartag nun war das Wetter perfekt und der Kalender erlaubte eine spontane Tour. Mit Brandungsplätschern, Sonne im Gesicht und der Frage, ob ich wohl Seehunde erspähen würde …

Måkläppen in Südschweden ist bekannt für seine Seehundkolonien. Die wiederum sind der Grund, weswegen die Halbinsel den Großteil des Jahres über nicht besucht werden darf. Nur von November bis Ende Januar ist es erlaubt, hierher zu kommen. So wie wir es vor gut drei Jahren zum ersten Mal taten, als wir hier bei eisigem Wind und tollem Licht eine Wanderung auf dem Skåneleden und raus zu den Seehunden unternahmen. Seitdem bestand bei mir der Wunsch, hier auch einmal zu paddeln. Und wie das manchmal so ist mit Wünschen, hat es etwas gedauert, bis ich mir diesen nun endlich erfüllen konnte.

Es ist Mittagszeit, als ich mein kleines Seekajak am Parkplatz “Östra Kanalvägen” in Höllviken vom Autodach hieve. Ich muss nur ein kurzes Stück über eine Sanddüne gehen, um zur Einsetzstelle zu kommen. Der Sandstrand östlich der Einfahrt in den Falsterbokanal ist ideal, um das Boot in aller Ruhe zu klarieren. Zwei Damen, die im Alter meiner Eltern sein dürften, kommen auf mich zu. Dick eingemummelt in Mützen und Schals, mit einem sympathischen Lächeln im Gesicht. Wo ich hin möchte, fragen sie mich. Ob mein Boot ein spezielles ist und wie das so geht, dass meine Sachen trocken bleiben. Gerne beantworte ich ihre Fragen, die so ehrlich interessiert daherkommen, dass das kleine Gespräch eine echte Freude ist. Wir wünschen uns gegenseitig “eine schöne Tour” – und die Damen versichern sich im Weitergehen noch kurz, ob ich denn auch etwas zu essen dabei habe.

Na klar! Das mit dem Essen ist bei mir ja keine Frage. Ich habe vor, ein paar Stunden draußen zu bleiben und brauche Energie zum Paddeln. Außerdem genieße ich es jedes Mal aufs Neue, mein Mittagessen und meinen Nachmittagskaffee an der frischen Luft zu verzehren.
Ich starte gen Westen, die Bucht von Ljunghusen entlang. Vorbei an den weißen Badehäuschen, welche markant die Dünenlandschaft hinter dem Strand zieren. Ich mache vereinzelt Spaziergänger aus, die dieses fantastische Winterwetter ebenfalls für eine Draußenrunde nutzen. Bei mir auf dem Wasser ist es dagegen angenehm einsam und ruhig. Kein weiterer Paddler. Kein Motorboot. Nur ich und ein paar Wasservögel hier und da. Obwohl ich ein gutes Stück vom Land entfernt paddle, begleitet mich stetes Brandungsplatschen. Die Windrichtung ist zwar Nordost, doch klatschen die Wellen aus südöstlicher Richtung auf den Strand. Schnell erkenne ich, dass Aussteigen keine gute Idee ist. Also entscheide ich, meine Mittagspause auf dem Wasser zu verbringen.

Ich drehe den Bug in die langgezogenen Wellen, die vor Måkläppen auflandig auf mich zukommen. Das Sonnenlicht habe ich von der Seite. Um 13.24 Uhr habe ich das erste Seehundaugenpaar unweit meines Kajaks im Wasser gesichtet. Nun bin ich kurz vor dem Sandhaken, auf dem sich die Tiere üblicherweise tummeln. Ich bin unschlüssig, ob ich noch hinpaddeln soll oder nicht. Gut zehn Kilometer habe ich bis hierher zurückgelegt. Der Abstecher südwärts würde extrem grelles Licht von vorne bedeuten. Der Platz, den ich mir für die Pause ausgesucht habe, ist perfekt. Der Paddeltag an sich ist es auch, ob da nun noch Seehunde dazukommen oder nicht.

Ich entscheide mich gegen das Ranpaddeln ans südliche Ende von Måkläppen. Möge es ein Rätsel bleiben, ob hier heute Seehunde liegen oder nicht. Mögen sie, sollten sie ebenfalls die Sonne genießen, dies ohne mein Stören tun. Während ich mich einfach freue, dass ich mich aufgerafft habe und mir in voller Wintermontur samt Trockenanzug, Paddelpfötchen, Stirnband und Wollmütze diesen Wunsch, ein erstes Mal hier zwischen Höllviken und Måkläppen zu paddeln, erfüllt habe.

Beglückt wende ich nach Westen. Es ist noch früh an diesem Nachmittag. Doch schon legt sich ein zartes Farbspiel über Himmel und Wasser, das auf sanfte Art daran erinnert, dass eben noch Winter ist und der Sonnenuntergang nicht allzu fern.
Das grünlich schimmernde Wasser unter mir ist klar. Ich blicke auf die Sandrippeln, die den Meeresgrund überziehen. Wolkenspiegelungen und Wellen tanzen über diese hinweg; so entsteht ein wabenartiges Muster aus Licht, Schatten und Bodenstruktur. Ich atme tief durch. Der Kopf ist frei. Die Gedanken fließen lose. Ich ertappe mich dabei, wie ich leise vor mich hin summe. Offenbar entspannt. Ein gelungener Tag!

Als ich in die Einfahrt zum Kanal abbiege, kommen mir zwei Leute auf ihren SUPs entgegen. Sie scheinen ihre Sonnenuntergangsrunde zu drehen. Ich werde langsamer, nehme die letzten Paddelschläge vor dem Anlanden sehr bewusst wahr. 20 Kilometer zeigt meine Uhr an, als ich vorsichtig auf den Sand rutsche. Raus aus dem nassen Equipment, Luken leermachen, Boot aufladen. Jetzt muss es schnell gehen, denn plus/minus null Grad bedeuten noch immer, dass die Finger extrem fix kalt werden.
Als alles verstaut ist, gehe ich noch einmal hoch auf die kleine Sanddüne. Ich schaue hinaus Richtung Meer, klicke noch einmal auf den Auslöser meiner Kamera und freue mich auf das nächste Mal, wenn ich von hier aus starte. Dann ja vielleicht in westliche Richtung …

Info & Tipps:

Die gepaddelte Tour ist 20 Kilometer lang. Zu beachten ist, dass die Wind- und Wellenverhältnisse an der Südküste Schwedens anders sein können als erwartet. Dafür verantwortlich sind Phänomene wie Restdünung und die offene Ostsee im Süden. Hier also bitte nicht leichtfertig und idealerweise erst mal auch bei wenig Wind starten!

Parken kann man gut auf der östlichen Seite des Falsterbokanals, am Parkplatz “Östra Kanalvägen”. Von hier aus muss das Boot nur einmal über eine kleine Sanddüne getragen werden, um dann bequem vom Sandstrand aus zu starten.

Wer lieber wandert, anstatt mit dem Boote unterwegs zu sein, kann Måkläppen auch auf einer schönen Runde zu Fuß erkunden. Meine Eindrücke dieser Wanderung auf dem Skåneleden samt weiterer Infos findest Du hier.

(!) WICHTIG: Das Naturgebiet Måkläppen darf nur zwischen Anfang November und Ende Januar betreten bzw. befahren werden. Bitte unbedingt beachten! (Stand: Januar 2023)

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