Der Nördliche Schwarzwald hat mich überzeugt. Ich liebe seine dichten Wälder, die tiefen Täler, die weiten Blicke und ganz besonders die Stimmungen, die sich mir bieten, als sich dicke Regenwolken entladen. Nach den ersten drei Wanderungen bin ich sicher: Ich komme wieder. Für noch mehr Wege unter meinen Füßen und für ein Landschaftsgefühl, das ich so nur aus dem hohen Norden kenne.

Es ist Anfang Mai. Die Heidelbeeren am Wegesrand schieben ihre Blütenansätze in die Höhe. Das frische Grün der jungen Buchenblätter strahlt mit dem weiter Wiesen um die Wette. Löwenzahn, Sumpfdotterblumen und das zarte Weiß-Rosa der Apfelbäume malen Farbkleckse in die Natur. Ich bin bereit für die ersten Wanderungen des Jahres in für mich neuer Umgebung und nehme Euch mit ins Tal der Lehmänner, ins Bärlochkar und ins Hohlohmoor.
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Diese drei Wanderungen habe ich mir ausgesucht, weil ich neugierig bin auf recht unterschiedliche Eindrücke: Das Hohlohmoor ist gesetzt, weil mich Moore faszinieren und mir eine unbeschreibliche Ruhe geben. Die kleine Runde zum Bärlochkar ist ideal für einen entspannten Nachmittag mit viel Urwaldgefühl. Und das Tal der Lehmänner ist die perfekte Mischung aus Wald und Bach, Geschichte und Genuss.
Tourentipp 1: Ins Tal der Lehmänner
Rundwanderung ab/bis Dobel
ca. 13 km • 314 hm ↥ • 314 hm ↧
Eine entspannte Tour auf einem von gleich mehreren zertifizierten Qualitätswegen im Nördlichen Schwarzwald. Bachplätschern und Einkehr mit super leckeren regionalen Gerichten in Bio- und Demeter-Qualität inklusive.
Der Qualitätsweg „Ins Tal der Lehmänner” hat Lieblingsrundenpotenzial: Vom Startort Dobel aus schaue ich bis hinüber in die Vogesen. Die Wege im Wald sind weich; Lichtungen mit blühenden Wiesen und Pausenplätzen verstärken mein Frühlingsgefühl. Die Farben sind intensiv und die Kontraste werden noch größer, als wir im Tal auf dem Wasserwegle ankommen: Sumpfdotterblumen säumen den Bachlauf. Felsbrocken mitten im Plätscherwasser laden zu Kraxelei und Fotosessions ein. Während es die Eyach entlang über Wurzeln und Steine geht.
Im eigentlichen Tal der Lehmänner zeugen lediglich noch zwei Steinkeller von der einstigen Hofstelle. Wie gut, dass uns Peter Grambart begleitet! Peter ist Wegewart im Schwarzwaldverein und weiß so viel mehr über dieses Tal und überhaupt die Wälder und Höhen rund um Dobel, als man der Landschaft auf den ersten Blick ansieht.
Das gilt auch für die Eyach: Der Fluss, der sich so idyllisch durch das schmale Tal schlängelt, ist unsere Verbindung zum Hohlohmoor, das wir auf einer weiteren Wanderung besuchen werden: Die Eyach entwässert das Hochmoor, führt reinstes Wasser ins Tal und mündet schließlich in die Enz.
Vorher allerdings passiert sie, genauso wie wir, die Eyachmühle. Der Fluss fließt weiter, wir kehren ein – und das solltest auch Du unbedingt tun. In dem gemütlichen Gasthaus wird mit spür- und schmeckbarer Liebe und mit regionalen Zutaten in Bio- und Demeter-Qualität gekocht. Mein Tipp: Forellenflammkuchen und zum Nachtisch ein Vanilleeis mit Salzbutter-Karamell.
Wir können uns kaum losreißen, doch die Aussicht auf ein paar weitere Schritte bergauf im Wald und den späteren weiten Blick über die „Sonneninsel Dobel” macht uns den Aufbruch etwas leichter. Wir atmen noch einmal richtig tief durch. Das lohnt sich hier nämlich ganz besonders: Dobel trägt das Prädikat „Heilklimatischer Kurort”. Luft und Klima wirken hier nachweislich positiv auf die Gesundheit.


Tourentipp 2: Bärlochkar und Tortenglück
Spaziergang ab/bis Enzklösterle (Enztalhotel)
ca. 7,5 km • 213 hm ↥ • 197 hm ↧
Ein schöner Spaziergang, der durch naturbelassenen Wald und über weiche Pfade führt, mit Infotafeln am Wegesrand und Heidelbeertorten-Einkehr zum Abschluss.
➾ Es gibt einen kurzen 3-Kilometer-Rundweg und eine gut 11 Kilometer lange Tour durch den Bannwald Bärlochkar.
So richtig perfekt zum Warmlaufen ist diese Runde ab Enzklösterle: Es geht ein Stück durch den Ort, an der sanft plätschernden Großen Enz entlang und dann hoch in den Wald, den Naturführerin Beate Klittich als den Spielwald ihrer Kindheit bezeichnet. 1997 wurde der einstige Spielwald zum Bannwald erklärt; seither ist er sich selbst überlassen. Totholz darf liegenbleiben. Neue Ökosysteme entstehen. Infotafeln geben Aufschluss darüber, wie dieses neue Leben im toten Holz aussieht. Der kleine 3-Kilometer-Rundweg ist perfekt für neugierige Familien mit Kindern geeignet.
Ich streiche über weiches Moos, gehe mit der Kamera ganz dicht an Minilandschaften aus Moosen, Farnen und morschen Ästen heran und kann mich an den vielen frischen Grüntönen um mich herum kaum sattsehen. Beate nimmt uns derweil mit auf eine Zeitreise: Sie erzählt von den einst sehr armen Schwarzwalddörfern wie Enzklösterle, in denen die Kinder im Sommer zur Heidelbeerernte in die Wälder geschickt wurden, um ein wenig zusätzliches Geld zu verdienen, welches unter anderem für warme Winterschuhe gebraucht wurde.
Bis heute ist die Heidelbeere wichtig und imageprägend für Enzklösterler und den Nördlichen Schwarzwald. Auf knapp 13 Kilometern führt der Premiumwanderweg Heidelbeerweg um Enzklösterle herum. Aussichtspunkt, Fotospot und Pausenplatz zugleich ist die Heidelbeerplattform. Während sich beim Heidelbeerfest und der Heidelbeerwoche alljährlich im Juli alles um das „blaue Gold” dreht.
Wir spazieren nach unserer Runde durch das Bärlochkar wieder am Bach entlang zurück in den Ort, der sich übrigens auf einer Länge von sieben Kilometern durch das Tal zieht. Unser Ziel ist das Heidelbeerhaus: Ein Stück Heidelbeertorte ist der krönende Abschluss dieser kleinen Nachmittagstour mit Beate.


Tourentipp 3: Hoch zum Hohlohmoor
Vom Infozentrum Kaltenbronn nach Enzklösterle
ca. 16 km • 203 hm ↥ • 455 hm ↧
Diese Tour führt durch schützenswerte Moorlandschaft, über schmale Waldpfade und bei ausreichend Regen mitten hinein ins Reich der Feuersalamander.
➾ Meine liebe Kollegin Wibke hat hier den Track unserer Tour abgelegt.
Als wir das Hohlohmoor erreichen, bittet uns Renate Fischer, einen Moment lang innezuhalten. Wir stellen uns im Kreis auf, hüpfen auf eins, zwei, drei in die Höhe – und landen mit einem zarten Dämpfer unter unseren Wanderschuhen. Der unter dem Kiesweg liegende Moorkörper gibt nach. Hier ist alles in Bewegung, wenngleich in sehr leiser und entschleunigter: Etwa einen Millimeter pro Jahr wächst die Torfschicht. Sie ist inzwischen acht Meter dick und über zehntausend Jahre alt.
Renate ist die stellvertretende Leiterin des Infozentrums Kaltenbronn. Sie kennt die Hoch- und Niedermoore auf dem Kaltenbronn wie ihre Westentasche. Genauso unaufgeregt wie das von extremer Austrocknung gefährdete Moor, das von den Rändern her bereits verlandet, vor sich hin wächst, nimmt uns Renate mit in diese so besondere Landschaft. Wir starten auf dem familienfreundlichen Auerhahnsteig, der auf 2,5 Kilometern Länge an sieben liebevoll gestalteten Stationen über das Leben der größten Hühnervögel Europas informiert.
Schmale, weiche Waldpfade wie hier werden uns heute immer wieder begegnen. Abschnittweise muss ich mir aktiv ins Bewusstsein rufen, dass ich so weit im Süden bin, denn der dichte niedrige Bewuchs neben den Weglein und die Ruhe im Wald erinnern mich stark an meine nordischen Herzenslandschaften. Heidelbeeren reichen mir bis zu den Knien. Birken säumen den Holzbohlenweg oben im Moor. Es ist fantastisch still und zu meinem großen Glück verändert sich die Lichtstimmung von sonnig nach diesig. Leichte Dunstschleier ummanteln die Bäume hinter den vor mir liegenden Kolken. So heißen die kleinen charakteristischen Moortümpel. Wieder einmal würde ich am liebsten länger bleiben, doch Renate weiß, wann es Zeit ist, zu gehen.
Wir passieren den Hohlohturm, folgen dem Fernwanderweg Mittelweg, der auf insgesamt 230 Kilometern den Schwarzwald von Norden nach Süden durchläuft, und pausieren schließlich in der gemütlichen Hütte am Rastplatz Toter Mann.
Erste Regentropfen haben uns eingeholt. Sie sind lediglich Vorboten: Auf unserem Abstieg hinunter ins legendäre Rombachtal zeigt der Nördliche Schwarzwald eine weitere Stimmungsfacette: Das frühlingsfrische Grün in Bodennähe gewinnt an Intensität, während die Täler dicht verhangen sind und die Wälder zu Silhouetten in Grautönen werden. Ich mag das Gehen im Regen.
Ein weiteres Geschenk dieser Wetterlage: Sie lockt Feuersalamander aus ihren Verstecken. In ihrer bizarren Art der Fortbewegung schieben sich die schwarz-gelben Lurche durchs Gras. Es scheint, als würden sie ihr Bad im Regen ähnlich genießen wie wir unsere spätere Wellnesseinheit im Hotel.
Als wir das Enztal erreichen, ist meine Lust auf den Nördlichen Schwarzwald noch größer geworden. Ich schaue mit einem Lächeln auf die Gänseblümchen am Wegesrand und denke an Renate, die uns heute in die Welt der Fibonacci-Zahlen in der Natur eingeführt hat. Ich denke an die Ruhe, die mir Wege wie die zwischen Moor und Wald geben, und an die schier unendlichen Möglichkeiten, diese Wege zu individuellen Touren zu kombinieren. Wie gut, dass ich noch einen Tag vor mir habe, den ich für eine längere und anspruchsvollere Tageswanderung nutzen werde …!



Infos & Tipps
Qualitätvoll wandern:
Seit 2024 ist der Nördliche Schwarzwald als „Qualitätsregion Wanderbares Deutschland” ausgezeichnet. Hier warten besonders wanderfreundliche Unterkünfte auf Dich und über 1.400 Kilometer top ausgeschilderte Wanderwege, von der kleinen Spazierrunde bis zur anspruchsvollen Tagestour.
Tipp: Der Tourenplaner für den Nördlichen Schwarzwald unterstützt Dich bei der Auswahl und Vorbereitung Deiner Draußenerlebnisse. Hier findest Du u.a. Routenvorschläge für Wanderungen und für Radtouren und kannst auch eigene individuelle Strecken planen.
Hinkommen und rumkommen:
Man kann den Nördlichen Schwarzwald gut mit der Bahn erreichen. Aus Norden kommend, empfiehlt sich die entspannte Anreise mit dem Nachtzug der ÖBB bis nach Karlsruhe.
Innerhalb der Wanderdestination kommt man gut mit dem ÖPNV hin und her oder genießt den Wandershuttleservice einiger Unterkünfte.
Wanderfreundlich unterkommen:
Tolles Essen, Entspannung in der Sauna und im Kräuterdampfbad sowie Details wie Trockenräume und Vesperpakete: Viele Gastgeber im Nördlichen Schwarzwald sind perfekt auf Wanderer eingestellt. Meine Tipps für die hier vorgestellten Touren: Das Enztalhotel in Enzklösterle und das Hotel Lamm in Rotensol.
Informieren und mitwandern:
So gerne ich alleine unterwegs bin, so sehr lege ich Dir ans Herz, im Nördlichen Schwarzwald mal eine geführte Wanderung zu unternehmen. Die Naturguides kennen ihre Region so gut, dass sie Dir ganz viel Spannendes und teils auch Überraschendes mit auf Deinen weiteren Weg geben können. Ein guter Startpunkt für die Erkundungen ist das Infozentrum Kaltenbronn, das neben der schön gestalteten Ausstellung ein ganzjähriges Touren- und Veranstaltungsprogramm bietet. Von hier aus begibst Du Dich zum Beispiel auf die Spuren der Luchse Finja und Toni oder erlebst den Winter auf dem Kaltenbronn.
Weitere Infos:
www.mein-schwarzwald.de
Alle Links und Informationen: Stand April 2025.
Bilder auf dieser Seite: Andrea C. Bayer und Wibke Helfrich
Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Pressereise, deren Organisation von der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald unterstützt wurde. Die Eindrücke sind meine ungefiltert echt erlebten. Der Artikel ist unbeauftragt und unbezahlt.
DANKE, liebes Team Nördlicher Schwarzwald, für dieses tolle erste Reinschnuppern in Eure Qualitätswanderregion.
DANKE, liebe Wibke, für gemeinsame Fotosprints, Motivjagd und Bilder von mir.