Herzlichen Glückwunsch, liebe Traufgänge! 2025 feiern die elf Premiumwanderwege rund um Albstadt ihren 15. Geburtstag. Gerne erinnere ich mich an meine ersten beiden Touren mit Felsen, Weitblick und wunderbaren Entspannungsmomenten drumrum. Unsere kleine Mädelsauszeit hat vom ersten Moment an Lust auf mehr gemacht. Was womöglich auch ein wenig an meiner Liebe zu Kässpätzle liegen mag …

Zum Tagesstart ins Hofcafé
Tagsüber wandern, abends genießen ist die perfekte Kombi für einen Miniurlaub unter Outdoor-Freundinnen. Nina und ich haben uns lange nicht gesehen. Wichtig also: Auf unserem gemeinsamen Kurztrip soll hinreichend Zeit und Puste für ausgiebiges Quatschen bleiben. Wir entscheiden uns für Albstadt, weil perfekt ausgeschilderte Wanderwege unterschiedlichen Anspruchs die genau richtige Voraussetzung für entspannte Draußenzeit und Tourenwahl nach Tagesform sind.

Für den ersten Tag nehmen wir uns gleich viel vor: Der Felsenmeersteig ist mit rund 17 Kilometern der längste und mit 723 Höhenmetern im Aufstieg der anspruchsvollste Trail. Er verspricht Aussichten und die Wetterprognose verspricht Abwechslung.
Wir starten entspannt in den Morgen und trinken einen zweiten Kaffee im Hofcafé und Hofladen der Krone Lautlingen. Ich habe den Tipp bekommen, dass man hier tolle Vesperpakete erwerben kann. Wir bestellen einmal „normal“ und einmal vegetarisch, widerstehen nur knapp dem lecker aussehenden Kuchen und kaufen dafür noch ein paar regionale Mitbringsel für zuhause. Ich liebe solch gemütliche Stöberläden und kann mich kaum losreißen.

Um zehn Uhr sind die Rucksäcke geschultert und wir starten unsere Rundtour am Wanderparkplatz Albstadt-Lautlingen. Über einen Wiesenpfad geht’s gleich bergan. Zwetschgenbäume verleiten zum Mundraub. Sattes Waldgrün und steinige Wege bestätigen uns, dass die Entscheidung für Albstadt genau richtig ist.
Auf ins Felsenmeer
Als wir im Felsenmeer, das dieser Tour ihren Namen gibt, ankommen, fühle ich mich daheim. Während die Schwäbische Alb für Nina Neuland ist, bin ich an ihrem Ostrand aufgewachsen. Von klein an haben mich Felsen und Fossilien fasziniert. Ihre Formen, ihre sichtbaren Spuren der Verwitterung und der Gedanke, dass wir gerade eine Landschaft durchqueren, die zur Urzeit ein tropisches Meer war, begeistern mich auch heute. Wir stapfen über dick bemooste Steinbrocken und Wurzelwerk hinweg, richten den Blick wieder und wieder nach oben. Die steinernen Zeugen Millionen Jahre alter Erdgeschichte wirken ebenso stoisch wie geduldig, schützend und mit ihren vielen Durchbrüchen, Spitzen und Kanten gar ein bisschen wild.

Wir nehmen uns Zeit, finden einen Hinsetz-Baumstamm und packen den ersten Teil unseres üppigen Verpflegungspaketes aus. Es ist still um uns herum. Die Luft ist schwer und der intensive Geruch, den Mikrolandschaften mit Moosen, Farnen und Blättern ausatmen, passt zu unserer Minipausenszenerie.
Mittag mit Weitblick
Unsere richtige Mittagspause machen wir unweit der Ruine Schalkenburg. Dort, wo eine schlichte Holzbank der Logenplatz für einen Panoramaausblick ist, der bei unserem Besuch alles gibt: Der angekündigte Wetterwechsel zieht auf. Er schiebt einen frischen Wind heran und dicke Wolkenbänder über das unter uns liegende Tal und die Anhöhen um uns herum, die übrigens bis zu 981,8 Meter über den Meeresspiegel herausragen.

Hier oben versteht man, warum diese in deutschen Mittelgebirgen einzigartige Abbruchkante, der sogenannte Albtrauf, so besonders ist. Mit seinen riesigen Waldflächen, seinen Wacholderheiden und Weitblicken bis in den Schwarzwald und hinüber zu den Vogesen.
Mächtige Mammutbäume, zarte Veilchen vor unseren Füßen und sattes Grün begleiten uns auf dem Weg zum ersten Stempelhäuschen. Wir haben uns vor der Tour mit dem Traufgänge Stempelpass ausgestattet. Ein schöner Ansporn, bei aller Tratscherei wachsam zu bleiben, um keine der zwei Stempelstationen auf dem Felsenmeersteig zu verpassen!

Auf der Anhöhe bei Burgfelden erhöhen wir unser Tempo. Das Wetter sitzt uns im Nacken. Gut zu gehende Wege über Wiesen und Heiden machen’s uns einfach. Beim zweiten Stempelhäuschen müssen wir schnell sein: Der Regen hat uns eingeholt; Regenjacken und -hüllen werden auf eine harte Probe gestellt. Schweren Herzens verschieben wir das abschließende Kneippen kurz vorm Start- und Zielpunkt auf ein nächstes Mal – und lassen es uns dafür am Abend mit Sauna samt wohltuender Aufgussszeremonie gutgehen. Hach!

Wiesenrunde mit Burgblick
Für den zweiten Tag wählen wir eine kürzere Tour. Die Wiesenrunde ist elf Kilometer lang und scheint uns mit nur 303 Höhenmetern im Profil eine wunderbare Ergänzung zum Felsenmeersteig zu sein.

Auf weichen Pfaden geht es los, begleitet von Baumstammgesichtern und schon bald wieder mit Ausblicken der Kategorie Wow. Heute lugt die Burg Hohenzollern zwischen dem Laub hindurch. Wir schlendern, legen die Füße hoch und genießen feinstes Wanderwetter mit Sonne und Temperaturen, die den September oftmals zum idealen Outdoormonat machen.
Glocken- und Flockenblumen säumen unsere Wege. Unseren Picknickplatz legen wir diesmal in die Kulisse einer kleinen Streuobstwiese mit knorrigen Birnbäumen und niedrigen Wachholdersträuchern. Unseren Stempel heimsen wir auch ein. Und dann sind wir schon bald wieder auf der Zielgeraden. Wahnsinn, wie schnell die Zeit im Draußen doch verfliegt, mit all den Details links und rechts und in fröhlicher Begleitung!

Im „Hofladen auf’m Berg” kehren wir spontan ein. Es gibt regionales Eis, sogar in veganen Sorten. Wir kommen mit dem Hofladenpaar Beata und Dieter Wißmann ins Gespräch, unterhalten uns über die landwirtschaftliche Direktvermarktung und merken dabei: Es schleicht sich langsam Hunger an bei uns beiden.
Am Abend ist’s dann soweit: Im Brauhaus Zollernalb wartet eine kleine Chef-Führung durch die Brauerei auf uns – und ich bekomme meine geliebten Kässpätzle! Mehr Glücksgefühl geht nicht, nach Wander- und Mädelszeit, ganz viel Kindheitserinnerung und nun noch mit einer Portion Seelenfutter obendrauf. Auch Nina ist happy: Im Brauhaus Zollernalb ist man auf Veganer eingestellt und die Älbler Kichererbsenküchle kommen ebenso lecker wie toll angerichtet daher. Prima!

Pilates am Berg
Unseren Abschlussmorgen verbringen wir mit Juliane. Sie ist Physiotherapeutin, Ernährungswissenschaftlerin und leidenschaftliche Pilates-Trainerin. Da das Wetter es gut mit uns meint, verlegen wir unsere Pilates-Schnupperstunde nach draußen, an den Berg. Das passt so hervorragend zu unserer Auszeit der Kategorie aktiv und entspannt, dass wir uns drauf einlassen. Beide sind wir Neulinge in Sachen Pilates.
Das weiche Morgenlicht fällt auf die Heide. Wir rollen unsere Matten aus. Mit dem Gedanken an meine Kässpätzle von gestern Abend grinse ich innerlich, als Juliane in ihrer so herrlich angenehmen Art ganz liebevoll sagt: „Jetzt spannt mal Euer Bäuchle an und zieht den Nabel nach innen!” Die Frühsporteinheit tut gut. Das anschließende Durchatmen mit Blick übers Tal ebenso. Dann überkommt mich eine kleine Portion Schwermut: Warum muss man immer wieder gehen, wenn’s am schönsten ist?


Den Gleich-fahren-wir-wieder-nach-Hause-Kaffee trinken wir in Albstadt-Ebingen. Das ist der größte und zentrale Stadtteil von Albstadt, das aus insgesamt neun Stadtteilen besteht und sich über zwei Täler hinweg erstreckt.
Unsere Neugier auf mehr ist nach unseren zwei Traufgängen geweckt. Wir wollen mehr und nehmen uns ganz fest vor, unsere Stempelbüchlein weiter zu füllen. Schritt für Schritt, im wahrsten Sinne des Wortes.
Infos & Tipps
Albstadt für Wanderer:
Albstadt ist eine Outdoor-Destination. Es gibt eine attraktive und stetig wachsende Infrastruktur für Mountainbike-Fans und ein fantastisches Netz an ausgeschilderten Wanderwegen für jeden Anspruch. Seit 2016 wurde Albstadt viermal in Folge vom Deutschen Wanderinstitut als Premium-Wanderregion zertifiziert.
Die Traufgänge machen es einem leicht, die Vielfalt der Region zu Fuß zu erleben: Neun sehr gut markierte Rundtouren zwischen vier und 17 Kilometer stehen zur Verfügung. Besonders toll: Zu den neun Sommerwegen gesellen sich zwei Winter-Traufgänge. Sie werden präpariert, sobald mindestens 20 bis 30 Zentimeter Schnee liegen.
Hinkommen:
Ich bin mit der Bahn angereist, was wunderbar geht: Mit dem ICE bis Stuttgart (oder Ulm) und von da aus geht’s mit dem Regionalverkehr zu einem der vier Bahnhöfe von Albstadt. Ab Stuttgart dauert das etwa eineinhalb Stunden, ohne Umstieg.
Rumkommen:
Die Startpunkte der Traufgänge Felsenmeersteig und Wiesenrunde können per ÖPNV erreicht werden. Ab den Bahnhöfen Albstadt-Lautlingen und Albstadt-Laufen sind Zubringerwege zum Felsenmeersteig markiert (weitere Info). Von der Bushaltestelle Albstadt-Pfeffingen, Lamm (Linie 45, Montag bis Freitag // Rufbus Samstag, Sonntag und an Feiertagen > weitere Info) ist ein ein Kilometer langer Zubringerweg bis zum Start-/Endparkplatz in Pfeffingen ausgeschildert.
Unterkommen:
Wir haben uns in unserer hellen Ferienwohnung Die Werkstatt wunderbar wohl gefühlt. Hier trinkt man den Morgenkaffee gerne bei offener Tür mit Blick in den Garten, schläft ruhig und ist doch in nur einer Viertelstunde zu Fuß am Bahnhof Albstadt-Ebingen.
Weitere und besonders wanderfreundliche Unterkünfte findest Du hier.
Regional schlemmen:
Die schwäbische Küche ist Heimatküche. Diese haben wir abends im Brauhaus Zollernalb (Hier wird man auch als Veganer glücklich.) und in der Krone Lautlingen (Auswahl an vegetarischen Speisen) genossen. Die Kombination aus Hofladen und -café der Krone ist unbedingt auch tagsüber einen Besuch wert. Hier gibt’s zudem Vesperpakete für den Wandertag, auf Wunsch auch als vegetarische Variante.
Weitere Infos:
www.albstadt-tourismus.de
Drei Tipps von mir für Dich:
- Pilates mit Juliane
Sanfte und doch fordernde Bewegungsabläufe, die, zusammen mit bewusster Atmung, den ganzen Körper stärken, sind eine tolle Ergänzung zum Wandern. Juliane Isbrecht bietet feste Kurse und individuelle Einheiten an, die manchmal auch draußen stattfinden. Mir hat’s richtig gut gefallen! Auch, weil ich mich bei Juliane mit ihrer sympathischen Mischung aus Leidenschaft, Wissen und Gespür (gerade für uns Anfänger) vom ersten Moment an wohlgefühlt habe. - Abendsauna mit Aufguss
Angenehm ruhig ging es bei unserem abendlichen Besuch in der Sauna-Landschaft des Albstädter Bades badkap zu. Mit sechs Saunen, zwei Dampfbädern und ganz viel Abwechslung zwischen Abkühl- und Ruhemöglichkeiten kann man hier richtig viel Zeit verbringen. Ausgesprochen gut tat der Aufguss in der großen Panoramasauna, während sich draußen längst die Dunkelheit über Albstadt gelegt hatte. - Der Traufgänge Stempelpass
Wer alle neun Sommerwege geht und fleißig stempelt, darf sich in der Tourist-Info in Albstadt-Ebingen eine Überraschung abholen. Die Pässe gibt’s ebenfalls dort, bei Traufgänge Gastgebern und hier zum Download.
Mein Stempelpass hängt übrigens gut sichtbar an meiner Büro-Pinnwand und ist eine feine Erinnerung daran, dass noch sieben plus zwei (Winter-)Traufgänge auf meine Wanderfüße warten.
Alle Links und Informationen: Stand Januar 2025.
Bilder auf dieser Seite: Andrea C. Bayer und Nina Heyder
Dieser Beitrag entstand nach einer individuellen Recherchereise, deren Organisation von Albstadt Tourismus unterstützt wurde. Die Eindrücke sind unsere ungefiltert echt erlebten. Der Artikel ist unbeauftragt und unbezahlt.
DANKE, liebes Albstadt-Team, für Eure Unterstützung.
DANKE, liebe Nina, für Deine Begleitung und für Deinen Foto-Einsatz.