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Fünfmal anders: Paddel-Tipps für Schleswig-Holstein

Als ich Ende Juli 2022 mit dem NDR zu einem Dreh auf der Wakenitz unterwegs war und über meine liebsten Paddelreviere in Schleswig-Holstein nachdachte, fiel mir auf, dass ich zu diesen hier bislang wenig geschrieben habe. Das hole ich nach, mit einer ersten kleinen Auflistung von fünf Gewässern. Auf diesen habe ich das Paddeln gelernt und besuche sie bis heute immer wieder gerne. Manche sind sogar für Anfänger ohne eigenes Boot geeignet sind und ich kann Euch guten Gewissens Bootsverleiher empfehlen, die bereits von mir getestet wurden.
In meinen persönlichen Paddel-Tipps für Schleswig-Holstein geht es nun raus auf die Schwentine, die Wakenitz und den Ratzeburger See, auf die Flensburger Förde, die Schlei und auf die Kieler Förde!

Die Schwentine muss an allererster Stelle genannt werden, denn hier habe ich vor 15 Jahren mit dem Kajakfahren begonnen. In der aktiven Kanuabteilung des TSV Klausdorf habe ich mich zu einem Einsteigerkurs angemeldet. Obwohl das mit dem Geradeausfahren im ersten Jahr so gar nicht lief und ich so manches Mal dem Gebüsch verdächtig nahe kam, bin ich im zweiten Jahr wiedergekommen – und dabeigeblieben. Die Schwentine zwischen Oppendorfer Mühle und Kieler Förde ist mein Heimatrevier geworden. Für entspannte Morgenrunden mit Frühnebel und absoluter Stille. Für sportliche Abendrunden mit der Seekajakgruppe und ein- bis zweimal im Jahr für die ganze Strecke zwischen Eutin und Klausdorf. Ab Eutin ist die Schwentine auf insgesamt 55 Kilometern paddelbar.

Der einstige Grenzfluss zwischen slawisch besiedeltem und sächsischem Gebiet ist prima für Einsteiger geeignet und ganz schön abwechslungsreich: Mal ist es hier eng und man fühlt sich wie im Urwald. Mal liegen Seen wie der Große Plöner See mit seinen Inseln spiegelglatt mit ihrer beeindruckenden Weite im Abendlicht vor einem. Während Pausenabstecher obligatorisch dazugehören, zum Beispiel im Café “Strandhuus” (Plön, Badestelle Fegetasch), wo es neben selbst gebackenen Kuchen und Torten leckere Fischbrötchen gibt. Oder, ganz traditionell, ein Stück weiter flussabwärts beim “Fischer in Wahlstorf”. Eine Institution, die jeder kennt, der schon einmal die legendäre Schwentinewanderfahrt mitgepaddelt ist, eine sportlich-launige Veranstaltung mit drei Streckenlängen und Ziel in Klausdorf.

Auch für einen Kurzurlaub von zwei bis drei Tagen ist die Schwentine perfekt: Kajaks oder Kanus mietet man zum Beispiel bei Helge Wiederich, der seit 26 Jahren die Segelschule und Kanuvermietung Plön betreibt. Hier gibt es ordentliche Boote, notwendige Sicherheitsausrüstung und den Transfer zur Einsetzstelle. Ein schöner Platz zum Übernachten ist der Campingplatz Spitzenort, direkt am Großen Plöner See. Und Paddler, die öfters hier unterwegs sind, wissen, dass die Kanuvereine entlang der Schwentine gastfreundlich sind und ihre Zeltwiesen nach Voranmeldung gerne von Mitgliedern anderer Vereine genutzt werden dürfen.

Kurz: Die Schwentine ist einfach schön und für mich, zusammen mit der Kieler Förde, auch lange nach dem Wegzug aus Kiel noch immer mein gefühltes Heimatgewässer. Gerne bin ich hier unterwegs, schwelge in Erinnerungen und sammle neue. Bevorzugt im frühen Herbst, wenn die Tage kürzer werden und sich morgens und abends sanfter Nebel über den Fluss legt …

Seit einem Tag in diesem Juli ist die Wakenitz für mich ein Geheimtipp: Den ganzen Tag Sonne, Sommerferien und Urlaubszeit – und trotz etwas Gedränge beim Einsetzen der Leihboote in Lübeck unfassbare Ruhe auf dem Fluss. Wie geht das? Noch besser wird’s am nächsten Tag, als wir – im Rahmen eines kleinen spannenden Drehs mit einem Team vom NDR – auf den Ratzeburger See fahren. Eine Gruppe Spätjugendlicher startet vor uns, ein schon älteres Pärchen kommt uns in Einer-Kajaks entgegen; auf der gegenüberliegenden Seeseite zieht ein Segelboot entlang. Ansonsten: Nur wir und unsere drei PE-Kajaks, die wir im Kanu-Center am Wakenitzhaus gemietet und heute, nach einer Nacht im muckeligen Schlaffass im Wakenitz-Camp, auch hier eingesetzt haben, um eine Runde auf den See zu paddeln.

Ganz so ruhig wie an diesem windstillen Tag liegt der natürlich nicht immer da. Einfach alles ist perfekt an diesem Julitag, an dem ich mich an zwei ganz unterschiedliche Touren auf der Wakenitz erinnere: Einmal war das ebenfalls im Hochsommer, von Lübeck bis nach Ratzeburg und wieder zurück. Und einmal war’s im Winter, bei fiesem Nieselgrau und kriechender Kälte. Beide Touren sind in meiner Erinnerung präsent und doch fällt mir auf, wie selten ich auf der Wakenitz war. Dabei ist es ein so feines Erlebnis, die Hansestadt Lübeck hinter sich zu lassen, den ehemaligen innerdeutschen Grenzfluss mit seinen Engen und dem vielen Grün entlangzupaddeln und schließlich, nach gerade einmal 14 Kilometern, den Ratzeburger See vor sich zu haben.

Ganz klar: In dem absolut zu empfehlenden Wakenitz-Camp mit seinen zwei Schlaffässern, einem Bauwagen und schön mit Hecken abgeteilten Zeltarealen lässt sich im Herzogtum Lauenburg, ganz im Süden von Schleswig-Holstein, hervorragend ein kleiner Outdoor-Urlaub machen. Seekajakliebe hin oder her: Ich kann mir sehr gut vorstellen, hier nochmal herzukommen und zwischen Fluss und See entspannte Draußenzeit zu genießen!

Für ungeübte Anfänger nicht zu empfehlen, für Teilnehmer von Seekajakkursen oder Paddler mit entsprechender Erfahrung dafür umso schöner: Die Flensburger Förde verbindet Deutschland und Dänemark und ist für Tagestouren genauso prima geeignet wie für Zelttouren. Ich habe, als Mitglied im Deutschen Kanuverband, beim Ersten Flensburger Kanuklub gezeltet und bin von Wassersleben aus für eine Nacht rüber auf die Große Ochseninsel gepaddelt, wo man in Sheltern oder im eigenen Zelt schläft. Ich habe die Steinküste auf deutscher und die Steilküste auf dänischer Seite erkundet und verrate Euch gerne, dass meine allererste kleine Gepäckfahrt über die Flensburger Förde führte.

In meinem ersten Kajak, das ich gebraucht vom Verein erstanden hatte, ging es ab Langballigau über die Förde. Entlang der dänischen Küste führte der Weg nach Sønderborg und den Alsensund hinauf, bis zum Lagerplatz Arnkilsøre. Inzwischen habe ich die Insel Alsen solo umrundet und kenne die Zeltplätze auf dänischer Seite. Ich habe die ersten Ich-will-wieder-raus-Runden im Corona-Sommer 2020 auf der Flensburger Förde verbracht und verabrede mich noch immer gerne mit Paddelfreunden aus Schleswig-Holstein zu Sommer- und Wintertouren im Grenzland. Hier, wo man bei ordentlich Wind so toll Wellen schubsen und ausgedehnte Strandpausen machen kann. Wo Abstand zu Schutzgebieten wie um die Halbinsel Holnis zu halten ist, wo die Altstadt von Flensburg auf dem Wasserweg erreicht wird und von wo aus man, zum Beispiel ab Wackerballig, auch südwärts Richtung meinem nächsten Tipp paddeln kann: in die Schlei.

Sie kann von Land aus so sanft und lieblich erscheinen und einem auf dem Wasser (fast) die letzte Kraft rauben: Die Schlei ist ein bei Seglern wie Paddlern gleichermaßen beliebtes Revier, das für mich über die Jahre zu einem Lieblingsziel für kurze Draußenabenteuer “vor der Haustüre” geworden ist. Erst in kleinen Gruppen mit Paddlern aus meinem Verein, später dann häufiger alleine habe ich den Ostseefjord erkundet. Ich bin ihn ab dem Haddebyer Noor gepaddelt, habe mich auf dem Weg von Klausdorf in die Flensburger Förde von Süden und von Wackerballig aus von Norden her genähert. Mein Übernachtungsziel dabei meist: Schleimünde. Der legendäre kleine Segelhafen mit seinem Leuchtturm, der in meinen ersten Paddeljahren noch schwarz-weiß war und heute grün-weiß geringelt an der Mündung zwischen Schlei und Ostsee thront, wartet mit einer paddlerfreundlichen Infrastruktur aus Zeltwiese und sanitären Anlagen auf.

Es ist die Mischung aus hübschen Buchten, Enge und Weite und der Möglichkeit, eine Schlei-Tour mit einer Runde auf dem Meer zu kombinieren, die mir hier so gut gefällt. Vom morgendlichen Bad in der womöglich noch oder wieder kühlen Ostsee und den einfach extra-kitschig-schönen Sonnenuntergängen über Maasholm gar nicht erst zu reden … Ach, Maasholm: Ja, dorthin lohnt auch ein Abstecher auf dem Hin- oder Rückweg oder zwischendurch. Denn die Fischbrötchen im Hafen, die sind super.

Zum Praktischen: Auch auf der Schlei gibt es Leihboote, Kajakkurse und geführte Touren. Wer noch nicht so viel Erfahrung hat bzw. nicht aus Küstengebieten kommt, ist gut beraten, sich Paddlern anzuschließen, die Bedingungen gut einschätzen können und das Revier kennen.

Oslo-Fähre, Schweden-Fähre, Kreuzfahrtschiffe und dazwischen Paddler, Ruderer und Segler: Auf der Kieler Förde ist ganz schön viel los. Doch wer nicht in der Fahrrinne mitspielen muss, hat Platz. Von der Schwentine geht es über eine kleine Bootsrutsche hinunter auf den Hafen. Vorbei an Segelhäfen und bis zur Mündung. Dann stellt sich die Frage: links rum bis zum Ende der Förde, zu den Traditionsseglern in die Hörn? Oder nach rechts, raus Richtung Ostsee? Und dann: Pommes-Pause in Möltenort oder dänisches Softeis in Laboe? Oder doch lieber Picknick am Falckensteiner Strand, nach der Querung der Förde rüber zum Leuchtturm?

Auf der Kieler Förde habe ich meine ersten Wellenerfahrungen gemacht und viel gelernt. Über Verkehrsregeln auf dem Wasser, über das Fahren in der Gruppe, über Navigation und ganz nebenbei viel über Boote, Paddelstile, Packgewohnheiten … So gerne ich solo unterwegs bin, so schön ist es auch, Momente zu teilen und sich auszutauschen. Außerdem erlaubt mir das Paddeln mit anderen erfahrenen Seekajakern, bei Bedingungen rauszugehen, die ich alleine aus Sicherheitsgründen meiden würde. Ganz wichtig aber immer: Nicht leichtsinnig werden, das eigene und das Können der Mitpaddler realistisch einschätzen, die Naturgewalten als solche respektieren und das ganze Jahr über Gelegenheiten für Sicherheitsübungen nutzen, im Winter in der Schwimmhalle und bei sommerlichen Feierabendrunden spielerisch vor der Picknickpause am Strand! Kajakvereine jedenfalls gibt’s etliche in und um Kiel …

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