Glatt geschliffene Felsen. Waldflächen. Kleine Buchten mit Sandstränden. Dazu absolute Ruhe auf dem Wasser. Der Ivösjön überrascht mich vom ersten Moment an. Für vier Nächte habe ich mich auf dem Campingplatz der Insel Ivö eingemietet, mit Auto, Zelt und Kajak. Schon kurz nach meiner Ankunft bin ich sicher: Hierher komme ich wieder.

Es ist Hochsommer. Ich nehme mir spontan frei. So spontan, dass ich an einem Mittwochmorgen über der Landkarte sitze, potenzielle Paddelreviere raussuche und schon bald den Campingplatz von Ivö kontaktiere. Ich bin willkommen, packe Wander-, Paddel-, Koch- und Zeltsachen zusammen und mache mich auf den Weg. Es ist inzwischen lange her, dass ich mir so einen Miniurlaub gönnen konnte. Umso größer ist die Freude, als ich, die Musik laut aufgedreht, auf die Autobahn auffahre. Per Gessle singt „Leva livet“. Genau so fühlt es sich an: „Das Leben leben“, einfach machen und ein paar Tage Draußenzeit genießen.

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Kleine Inseln im Morgendunst
Mein Zelt schlage ich oberhalb eines kleinen Sandstrandes auf. Der mir zugewiesene Platz ist perfekt; ich werde von hier aus gut zu der einen oder anderen Paddeltour aufbrechen können. Gleich am nächsten Morgen zieht es mich hinaus. Ich starte südwärts. Morgenstille. Dunst über dem Wasser. In der Ferne mache ich Steine aus, die aus dem Wasser ragen. Ich sollte vorsichtig sein und nicht zu dicht ans Ufer paddeln, um Kollisionen zu vermeiden. Die Steinansammlung entpuppt sich als Miniinsel. Ich bin noch nicht weit gekommen und schon total beglückt. Es ist so hübsch hier!
Ich umrunde das Naturschutzgebiet Flötö, bestaune weiter Felsen und paddle die Bucht Kyrkviken aus. Am Ende lege ich an, gehe ein paar Schritte und stehe zwischen Kirche und Rebstöcken. Die gehören zum Hotel und Weingut Ivögården. Hierher werde ich an meinem Landtag nochmal kommen. Heute geht es weiter um die Insel. Auf der Ostseite mache ich Mittag. Ich umpaddle das Naturschutzgebiet Ivö Klack im Norden. Die zwischenzeitlich aufgezogenen Wolken verschwinden. Mir ist nach Nachmittagskaffee und nach einer weiteren Pause – auf der Insel Stora Danmark. Den Minisandstrand habe ich für mich. Die Inselruhe ist perfekt.
Kochen mit Seeblick und eine entspannte Felsenpause
Auch auf dem Campingplatz geht es erstaunlich ruhig zu. Ich genieße das Köcheln mit Seeblick und Mangold aus dem Garten und den einen oder anderen kurzen Schnack mit meinen schwedischen Nachbarn. Ich bekomme eine Schale frische Himbeeren geschenkt, mit einem herzlichen Lächeln. Es sind Momente wie dieser, die in Erinnerung bleiben. Ebenso wie diese Zeit nur für mich: Endlich mal wieder Tag und Nacht draußen zu sein, tut gut.
Am zweiten Paddeltag ist das Wetter etwas verhalten. Ich mag die gedämpfte Stimmung und erkunde den Norden des Sees. Ufernah paddle ich umher, mache Pause auf einem großen, glatt geschliffenen Felsen, der mich zaghaft an meine Lieblingslandschaften der Westküste erinnert. Klar, hier am See ist das alles etwas kleiner. Aber die Grundzutaten sind vorhanden: Wasser, Felsen, Wald. Südschweden überrascht mich einmal mehr mit seinen Outdoorpotenzialen.

Diese haben natürlich auch Veranstalter erkannt: Die Lagerplätze auf den Inseln im Nordosten des Ivösjön werden vom Wetlandi Canoe Centre betreut. Hier kann man Kajaks und Kanus samt Zubehör mieten und diese Zeltplätze anfahren. Wer mit eigener Ausrüstung kommt, bezahlt 150 SEK pro Person und Nacht für die Nutzung der bereitgestellten Infrastruktur. Ich möchte diesmal nicht hier draußen übernachten und bin mit meinem Standquartier auf Ivö sehr zufrieden.
Paddeln in den nachbarsee, Wandern auf der Insel
Dass man auf der Westseite dieses mit 54 Quadratkilometern Wasserfläche größten Sees von Skåne über einen Minikanal in den Nachbarsee Oppmannasjön weiterpaddeln kann, macht mich noch zufriedener – und neugierig auf mehr. Völlig still liegt der See vor mir, als ich ihn an meinem letzten Paddeltag erreiche. Die Sonne brennt; meine Inselpause dürfte für mein Empfinden nie zu Ende gehen.

Ich bin glücklich mit meiner Wahl. Auch, weil ich zwischen meinen Paddeltouren einen Tag an Land eingebaut habe: Vom Campingplatz aus kann man hervorragend einfach losspazieren und die Insel mit ihren Waldflächen, Buchten, kleinen Weilern und größeren Naturphänomenen wie den höhlenartigen Formationen „Ungsmunnarna“ und dem Naturreservat Ivö Klack erobern. Dieses einstige Abbaugebiet für Kalkstein und weiße Tonerde ist ein beliebtes Ausflugsziel. Mehrere Rundwanderwege stehen zur Auswahl. Ich schlendere entspannt von Infotafel zu Infotafel und tauche ein in die Geschichte von fossilen Funden und historischer wirtschaftlicher Bedeutung von Ivö, ehe mich mein Rückweg noch auf den höchsten Punkt der Insel führt. Unscheinbar ist er und mit seinen 134 Metern Höhe eine schöne Ergänzung zu meinen Kajaktouren.
Meine Paddeltouren
- Ivö, Camping > Flötö > Ingridsskär > Sjötorpet > Kyrkeviken > Nabben > Ivö, Ost > Stora Danmark > Ivö, Camping (26 km)
- Ivö, Camping > Barum > Furestad > Verkaviken > Örkelsö, Süd > Vajlö > Bjärnö > Fläskholmen > Ivö, Nord > Ivö, Camping (25 km)
- Ivö, Camping > Odratorpet > Bäckaskog > Oppmannasjön > rund Lilleön > Bäckaskog > Skiparyd > Flötö > Ivö, Camping (14 km)

Infos & Tipps
Hinkommen:
Der See Ivösjön liegt im nordöstlichen Teil der südschwedischen Provinz Skåne. Die Insel Ivö ist mit elf Quadratkilometern Fläche die größte in Skåne, ebenso wie der See der größte der Region ist. Mit dem Auto fährt man bis Barum und mit der kostenlosen Fähre weitere sieben Minuten bis auf die Insel.
Übernachten:
Der Campingplatz von Ivö befindet sich direkt am Anleger und ist für Paddler ein idealer Ausgangspunkt. Mit sauberen sanitären Anlagen und kleinen Service- und Aufenthaltshäuschen, in denen man auch Lebensmittel im Kühlschrank lagern kann. Eine kinderfreundliche Badestelle, ein kleiner Laden und eine Gastronomie gehören auch dazu.
Außerdem gibt es auf der Insel ein paar Ferienwohnungen und das Hotel Ivögården Mat & Vingård.
Kajaktouren:
Der Ivösjön eignet sich gut für Tagestouren unterschiedlicher Längen. Das Standquartier auf Ivö ist eine empfehlenswerte Option. Man kann von hier aus in alle Richtungen starten und über einen Kanal bei Bäckaskog auch in den Nachbarsee, den Oppmannasjön, paddeln. Wichtig: Es gibt Naturschutzgebiete, die nicht befahren werden dürfen. Vorher also gut informieren, z.B. über Wetlandi, die auch Karten zur Verfügung stellen, und über das von mir gerne genutzte Kartenmaterial von Calazo (Blatt „Nordöstra Skåne“).
Kajakverleih:
Beim Wetlandi Canoe Centre in Näsum kann man Kanus, Kajaks und Zubehör mieten. Die Lagerplätze auf den Inseln im Nordosten des Sees werden von Wetlandi betreut. Die Übernachtung kostet 150 SEK pro Nacht und Person.
An Land:
Ob ein kleiner Spaziergang oder die Erwanderung der ganzen Insel: Es lohnt auf jeden Fall, sich für Ivö auch an Land Zeit zu nehmen. An der Westseite der Insel findest Du die Grotten „Ungsmunnarna“, die bis zu 18 Meter tief ins Inselinnere hineinreichen. Im Norden kann man sich auf die Spuren von Kultur- und Wirtschaftsgeschichte begeben: Die ehemaligen Kalkstein- und Kaolin-Abbauflächen vom heutigen Naturreservat Ivö Klack waren bedeutsam für die Region. Das Gebiet um Ivö ist unter Fossilienexperten bekannt und beliebt: Hier wurden bis zu an die 60 Millionen Jahre alte Fossilien gefunden. Rund um Ivö Klack gibt es fünf ausgeschilderte Wanderwege von 2,1 bis 5,3 Kilometern Länge, die auf dieser Karte verzeichnet sind.
Café-Tipp:
Ich habe mir zum Abschluss meines Miniurlaubs auf Ivö ein Stück Kuchen mit Vanilleeis im Außencafé des Hotel Ivögården gegönnt. Das war lecker und sehr entspannt.
Extra-Tipp:
Das Schloss Bäckaskog liegt zwischen Ivösjön und Oppmannasjön, direkt auf dem Weg nach Ivö. Gegründet im 13. Jahrhundert als Kloster, wird es heute als Hotel und Tagungs- und Veranstaltungsort genutzt. Im Schlosspark befindet sich ein kleiner Kräutergarten, der einen Besuch lohnt. Er ist ein Überbleibsel aus der Zeit, in der die Mönche Heilpflanzen zu medizinischen Zwecken anbauten.

Alle Links und Informationen: Stand Mai 2025.