Selten war die Entscheidung für ein Ziel so schnell gefallen wie dieses Mal: Meine gute Freundin Susanne und ich fahren nach Belgien. Es ist Zeit für Mädelszeit und für entspannte Erkundungen jenseits von urbanem Trubel. Unsere Basis ist Durbuy, eine der kleinsten Städte der Welt.

Durbuy liegt in der Provinz Luxemburg und erstreckt sich über 15 Ortschaften. Das Zentrum bildet Durbuy selbst mit seinen rund 400 Einwohnern. 1331 erhielt das Örtchen seine Stadtrechte. Heute strömen an die 1,5 Millionen Gäste pro Jahr durch die engen Gassen und hinauf auf das Schloss von Durbuy. Susanne und ich sind zeitig am Morgen dort. Noch sind die Straßen leer. Wir schlendern, halten Ausschau nach Fotomotiven und finden sie an jeder Ecke.


Kleine Läden und Entspannung am Fluss
Wir sind keine fünf Minuten unterwegs, da sagt Susanne. „Es gefällt mir jetzt schon.“ Mal wieder sind wir vom ersten Moment an zufrieden mit unserer Zielwahl für die jährliche Auszeit. Unser Gefühl trügt uns nicht und wir werden zwei Tage später den auf unseren Reisen oft fallenden Satz „wir sollten nochmal wiederkommen“ sagen. Zwar ist Durbuy klein, doch stimmt, was wir im Vorfeld gelesen haben: Man kann sich mühelos einen ganzen Tag hier aufhalten.
Wir stöbern durch kleine Läden, besuchen den – leider nicht besonders gut gepflegten, aber dennoch hübschen – Parc des Topiaires mit seinen Buchsbaumfiguren. Die sind nicht alle auf den ersten Blick gut zu erkennen, doch hilft ein Infoblatt, das man mit Bezahlung des Eintritts sogar auf Deutsch erhält. Wir sind gegen Mittag dort, an einem Samstag im Mai. Es ist wenig los; das gefällt uns gut.
Auf dem kurzen Spaziergang zurück ins Zentrum kommen wir vom Weg ab: Der Fluss Ourthe erschleicht sich unsere Aufmerksamkeit. Wir setzen uns, lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und genießen es, einfach mal nichts tun zu müssen. Wir blicken über langsam strömendes Wasser hinüber zum Schloss und würden wohl noch immer auf Steinen am Fluss sitzen, wäre es nicht irgendwann Zeit für einen Nachmittagscafé geworden.


Abendstimmung über der Stadt
Sich für ein Café zu entscheiden, fällt schwer: Es gibt reichlich Gastronomie in Durbuy. Wir bummeln eine weitere Runde durch den Ort. Es ist inzwischen deutlich mehr los als am Morgen und geht dennoch recht angenehm zu. Wir finden schließlich eine gemütliche Ecke im Le Petit Café; zum Abendessen gibt’s Tapas im 7 by Juliette. Beide liegen nur wenige Schritte auseinander in der Rue des Récollectines, direkt am Hauptparkplatz des Stadtzentrums. Hier reiht sich Café an Restaurant und für zwischendurch gibt’s die belgischen Pommes, Waffeln oder großes Eis aus kleinen Eckläden auf die Hand.
Es ist nach 20 Uhr, als wir den kurzen Anstieg hinauf zum Aussichtsfelsen über Durbuy gehen. Das weiche Abendlicht fällt auf die Stadt, deren Kompaktheit mit ihren geschwungenen Gassen, steinernen Häusern und Kirchen- und Schlosstürmen mittendrin von hier oben aus besonders schön zur Geltung kommt. Friedlich liegt Durbuy im Tal, eingebettet in bewaldete Anhöhen links und rechts. Ich denke zurück an die Landschaftserlebnisse meiner ersten Wanderung in den luxemburgischen Ardennen, während unsere Vorfreude auf einen Wandertag hier in den belgischen Ardennen steigt.

Sonntagswanderung und La-Roche-en-Ardenne
Die Rucksäcke sind schon gepackt, als uns der Gastgeber unseren muckeligen Bed and Breakfast Cent Trente am nächsten Morgen einen Tipp gibt: „Richtig schön wandern könnt ihr entlang des Ninglinspo.“ Er schreibt uns den Namen auf einen Zettel, wir programmieren das Navi und starten in Quarreux und damit jenseits des Hauptparkplatzes. Wir basteln uns eine eigene Route in diesem bei Belgiern sehr beliebten Wander- und Ausflugsgebiet, gehen bergauf und entlang von Plätscherwasser. Wir kraxeln über Felsbrocken und denken uns Geschichten zu tanzenden Bäumen aus. Entspannte 18 Kilometer später haben sich fantastische neue Eindrücke auf unseren Festplatten und meiner Kameraspeicherkarte eingebrannt und ich beginne, über eine Wanderauszeit in Belgien nachzudenken.

Den letzten Vormittag dieses Kurztrips verbringen wir in La-Roche-en-Ardenne. Wieder fällt die Auswahl nicht leicht. Es gibt in den Ardennen etliche kleinere Orte, die Lust auf entschleunigtes Entdecken machen. In La-Roche-en-Ardenne bummeln wir durch etwas breitere Straßen als in Durbuy, gönnen uns ein großes Eis zum Miniurlaubsende und überlegen, ob wir lieber im Sommerhalbjahr oder womöglich zur Weihnachtszeit ein weiteres Mal in diese Gegend reisen wollen …

Infos & Tipps
Hinkommen und rumkommen:
Wir sind mit dem Auto angereist. Von Köln aus dauert das etwa zweieinhalb Stunden und damit genau so lange wie mit der Bahn. Die fährt von Köln aus über Lüttich/Liège bis Barvaux. Von dort aus geht’s entweder mit dem Bus oder einem Taxi nach Durbuy.
Für uns war das Auto aus logistischen Gründen rund um die Reise die beste Wahl und auch, weil wir so sehr flexibel waren für spontane Erkundungen anderer Orte und die Anfahrt zu unserer Wanderung (Blogbeitrag folgt). Hier und da sind wir Nebenstrecken gefahren, die uns durch hübsche kleine Steinhausdörfer, wunderschön grüne Hügellandschaften und teilweise auch sehr schmale Sträßlein führten.
(!) Aufpassen: Belgien ist ein Radsportland. Rechne jenseits der Autobahnen immer und überall damit, dass Dir auf den Straßen Rennradler in hohem Tempo begegnen!
Zentral in Durbuy bezahlt man auf den Parkplätzen 15 Euro für das Tagesticket. 9 Euro sind es auf dem Parkplatz am Parc des Topiaires.
Übernachten:
Wir haben uns für ein rundum gemütliches Bed and Breakfast in Bomal entschieden. Cent Trente wird von den gebürtigen Niederländern Claartje und Bart geführt. Sie haben aus dem ehemaligen Wohnhaus einen Wohlfühlort für sich und ihre Gäste geschaffen – so, wie sie selbst zuhause und im Urlaub wohnen möchten. Das merkt man, an den liebevollen Details in den hell und hübsch eingerichteten Zimmern, beim individuell angerichteten Frühstück mit Käse aus der Region, frisch-knusprigen Croissants und täglich wechselnden Kuchensorten sowie an der Aufteilung der Räume: Wir frühstücken in einem Wintergarten, hinter der kleinen Küche, in der unsere Gastgeber uns mit weiterem Kaffee, Tee und Spiegelei versorgen. Mit einer freigelegten Steinwand neben uns und mit Blick in den weitläufigen Garten, den wir ebenfalls genießen dürfen. Tür auf und zuhause fühlen – so war es für uns vom ersten Moment an.
DANKE, liebe Claartje und lieber Bart, für Eure Gastfreundschaft und für Eure tollen Tipps zur Region!

Einkehrtipp:
Nach unserer Wanderung rund um das Tal von Ninglinspo sind wir spontan in der Burgerbar BurGor in Aywaille eingekehrt. Der Laden direkt an der Hauptstraße überrascht mit spannenden Burgerkreationen und mit der unerwarteten Atmosphäre eines kleinen Restaurants. Hier treffen sich offenbar Familien und Freunde – in aller Ruhe und weit entfernt von der Schnellmentalität von so mancher Burgerlokalität. Klein und doch mit Platz für an die 25 Gäste, hat uns „BurGor“ so überzeugt, dass ich Dir diesen Einkehrstopp gerne empfehle. Erst recht natürlich nach einem Wandertag!

3 Tipps von mir für Dich:
- Wenn Du kleine Orte mit viel Grün drumrum magst, sind die belgischen Ardennen ein Ziel für Dich. Nimm Dir auf jeden Fall ausreichend Zeit, um durch die Gassen von beispielsweise Durbuy zu stromern! Morgens oder auch nach Ladenschluss ist es so ruhig, dass Du ganz entspannt auf die Suche nach Details an Häusern gehen und die Straßen noch ohne Menschen drauf fotografieren kannst.
- Besonders schön ist der Blick auf Durbuy im sanften Abendlicht. Gönn Dir zum Abschluss Deines Durbuy-Tages den kleinen Aufstieg und genieße dort oben die Aussicht auf Türme, Dächer und ganz viel Grün!
- Besuche die Touristinformation von Durbuy und decke Dich mit Wander- und Radtourvorschlägen ein! Es gibt dort kleine Magazine mit gut beschriebenen Touren, die uns direkt Lust auf mehr gemacht haben.
Weitere Infos zu Durbuy und zur Region:
Durbuy Tourisme, Visit Ardenne und Visit Wallonia

Alle Links und Informationen: Stand Mai 2025.