Suche
Suche
Suche

Eine kleine Herbstwanderung mit Moorzeit: Fröruper Berge

Ich liebe Moore. Aus Klimaschutzgründen sollten wir das alle tun. Und im Hinblick auf die eigene Fürsorge auch. Nicht nur, dass Moore faszinierende Lebensräume sind, sie eignen sich jahrein, jahraus hervorragend für echte Kopffreitage. So wie an jenem Herbsttag im Budschimoor im Naturschutzgebiet Fröruper Berge, im nördlichen Schleswig-Holstein.

Fröruper Berge_Herbstwanderung

Die dienstlichen Termine, die mich in diese Ecke in Schleswig-Holstein geführt haben, sind beendet. Im Auto warten Rucksack, Wanderstiefel und Thermoskanne. Mein Plan geht auf: Ich schaffe es noch auf eine kleine Acht-Kilometer-Runde in die Fröruper Berge.

Die Fröruper Berge sind ein Relikt der letzten Eiszeit. Diese hat das heutige Naturschutzgebiet als sogenannte Stauchendmoränenlandschaft zusammengeschoben. Fein zu gehende Wald- und Sandwege wechseln sich ab; Steinbrocken lugen aus wellenförmigen Erdwällen hervor und ein Netz von insgesamt zehn ausgeschilderten Wanderwegen durchzieht das zwischen Schleswig und Flensburg gelegene Gebiet.

Vom alten Kieswerk in den Buchenwald

Fröruper Berge_Wald_Herbst

Ich starte am Parkplatz am alten Kieswerk. Hier wurden ab 1920 Steine und Kies abgebaut und für den Küstenschutz an der Nordsee und den Bau des Hindenburgdammes, der Landverbindung hinüber nach Sylt, verwendet.

Mein Weg führt vor der Infotafel nach links. Ich habe mich für den Libellenweg entschieden. Riesige Buchen bilden ein dichtes Dach über mir. Mein Füße rascheln durch die erste Herbstlaubschicht am Boden.

Es ist trüb. Das reduzierte Licht lenkt meinen Blick statt in die Weite auf Details: Binsenbüschel am Wegesrand. Pilzfamilientreffen auf teils dicht bemoostem Totholz. Kompositionen aus schwimmenden Bättern und sich spiegelnden Bäumen in einem Bachlauf.

Eine Bank am künstlich angelegten See auf “Schmidts Wiese” versucht, mich zu einer Pause zu verleiten. Dafür aber ist’s noch zu früh. Außerdem zieht es mich ins Moor.

Die Kraft der Moore

Das Budschimoor ist ein zwar kleines Moorareal, aber eines, das sich schon seit den späten 1980er-Jahren erholen darf. Es teilt sein Schicksal mit vielen anderen Hochmooren: Es wurde entwässert und zum Torfabbau genutzt. Seit dem Ende der Entwässerung regeneriert es sich.

Ein ganzes Stück vom Weg entfernt, mitten in der Moorfläche, erspähe ich Wollgras. Ein klares Indiz dafür, dass diese Landschaft wieder Moorlandschaft ist!

Gegenüber des Moorareals grasen Auerochsen. Sie interessieren sich so gar nicht für mich, ich mich dafür umso mehr für die Ruhe, die ich nun am Rande des Moors finde.

Fröruper Berge_Heide am Budschimoor

Es ist tabsolut still. Ich fühle mich irgendwie wohlig geborgen in diesem landschaftlichen Kleinod, das da, umrandet von Wald, vor mir liegt. Ich bestaune die intensiven Farben der Moorfläche und den Übergang zur Heidelandschaft, die das Moor zu meiner Seite hin umarmt.

So klein dieses Stück Hochmoor vor mir auch ist, so sehr wird mir in diesem Moment bewusst, dass es mir Moorlandschaften schon lange angetan haben. Es ist ein wenig wie mit den Zutaten meiner nordischen Lieblingslandschaften: Ich bin glücklich inmitten von Felsen, Wald und Wasser. Und das Gehen in Mooren scheint mich auf ganz eigene Wiese zu beruhigen.

Ich bin ganz weit weg von meinen Arbeitsterminen. In mir flackert ein Gefühl auf, das ich zuletzt auf meiner kleinen Kurz-mal-raus-Tour im schwedischen Store Mosse Nationalpark hatte. Recht erklären kann ich es nicht. Aber da ist eine Mischung aus Faszination für diesen zugleich spannend-robusten und schützenswert-sensiblen Lebensraum und einer tiefen inneren Ruhe.

Fröruper Berge_Budschimoor_Herbst

Ich denke zurück an Moorspaziergänge in meiner Kindheit und an Wanderungen zwischen Nördlichem Schwarzwald und südlichem Schweden. Ja, das Moor hat schon immer irgendetwas mit mir gemacht. Es war mir nur nicht bewusst.

Für heute beende ich meinen Gedankenausflug. Ich möchte noch einen Abstecher zum Fledermauskeller machen. Was seit 2011/2012 den Fledermäusen als frostfreies Winterdomizil dient, ist der Keller eines ehemaligen Wohnhauses. Mitten im Wald. Von Hand erbaut. Die Geschichte beeindruckt mich. Der Schlenker zum Fledermauskeller und ein Moment Zeit für die Infotafeln ist ein absolutes Muss!

Ausblick und Aufbruch

Als der Libellenweg wenig später nach links abzweigt, bleibe ich ein kurzes Stück auf dem Ilexweg und biege an der kleinen Fahrstraße nach links ab. Ich folge dem Schmetterling bis zu meinem Parkplatz an der Kiesgrube und mache noch einen Abstecher zu einer Aussichtsplattform.

Nun ist es an der Zeit, mein kleines Picknick auszupacken! Ich genieße den heißen Tee in aller Stille, überblicke die Ihlsee-Niederung vor mir und stöbere noch ein bisschen auf den Infotafeln herum. 

Hier gibt es ganz gewiss noch viel mehr zu entdecken. Die Wege lassen sich prima zu längeren Touren verbinden. Die Karten lassen noch so einiges an Naturschönheit und Kulturgeschichte erahnen. Und das Moor hat auch hier ganz bestimmt zu jeder Jahreszeit wertschätzenden Besuch verdient.

Info & Tipps:

Die Fröruper Berge sind zwar mehr sanfte Hügellandschaft als Gebirge, doch in ihrer Vielfalt ein perfektes Gebiet für auch spontane Wanderungen. Zehn ausgewiesene Rundtouren lassen sich prima zu eigenen Wegekompositionen miteinander verknüpfen.

Ein guter Ausgangspunkt ist der Parkplatz am alten Kieswerk.

Infotafeln geben Aufschluss über die Geschichte dieser besonderen Landschaft. Das Budschimoor ist ein kleines von Wald umgebenes Idyll, zu dem eine Wanderung auf jeden Fall führen sollte. Auch, um einmal mehr zu verstehen, wie wichtig intakte Moore für den Klimaschutz und damit für unseren Lebensraum sind.

Die Fröruper Berge wurden bereits 1936 als Naturschutzgebiet ausgewisen. Seit 2015 gehören sie zum Naturschutzgebiet Obere Treenelandschaft, das insgesamt 1.641 Hektar Land umfasst. Der Naturschutzverein Obere Treenelandschaft setzt sich schon seit 1998 aktiv für Naturschutz und Landschaftspflege ein und veranstaltet auch Mitmachaktionen.

Alle Links und Informationen: Stand November 2024.

Das könnte Dich auch interessieren:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kopffreitage - Der Outdoor- und Reiseblog mit Herz.

Herzlich Willkommen!

Wie schön, dass Du die Kopffreitage besuchst! Ich bin Andrea und ich nehme Dich hier mit auf meine kleinen und größeren Wander- und Paddelabenteuer sowie seit 2024 auch auf meine Reisen. Du findest hier Inspirationen für Draußentouren und Reiseziele sowie Tipps und Infos aus erster Hand. Viel Freude beim Stöbern!

Sehen wir uns auf Instagram?

Lust auf Mehr?

Dir gefallen meine Texte und meine Bildsprache? Du möchtest selbst gerne neue Imagetexte für Deine Destination oder Dein Unternehmen haben oder suchst jemanden, der mit Neugier und wachem Blick journalistische Sonderprojekte für Deine Region umsetzt? Dann lass uns gerne ins Gespräch kommen und …