Schleswig-Holstein ist das waldärmste Bundesland in Deutschland. Hier und da ein kleiner Forst, ein paar größere zusammenhängende Waldgebiete und über die Hälfte der Flächen in Privatbesitz: Das macht es nicht ganz einfach für waldliebende Wanderer. Umso schöner ist es, dass einige der Wälder mit beschilderten Wegen erschlossen sind. Der Brekendorfer Forst im Naturpark Hüttener Berge gehört dazu und ist ein schönes Ziel für bunte Herbsttage.
Klar: Wo Wege ausgeschildert und beworben und ausreichend Parkplätze vorhanden sind, ist man an Tagen mit blauem Himmel und viel Sonne nicht alleine. Ich stelle das Auto am unteren Parkplatz Tirol ab. Der liegt im Nordosten des Forstes und damit etwas abseits der Hauptrouten. Ein Pfad führt bergan und schon bald auf die Route 7.
Fünf Wege von 3,6 bis 5,8 Kilometern Länge gibt es. Sie sind so verbunden, dass man sich eigene Varianten basteln kann. Meine gemütliche 14-Kilometer-Runde ist eine Kombi aus allen Wegen.
Über die Wege 7 und 5 gelange ich gleich nach dem Warmlaufen auf den Heidberg. Der ist ganze 99 Meter hoch und ein Endmoränenrelikt der letzten Eiszeit. Ein schöner Picknickplatz mit Tisch und Bänken lädt zur Rast ein. Für mich ist’s zu früh. Für Wanderer, die den Fernwanderweg E1 gehen, welcher ebenfalls über den bewaldeten Hügel führt, mag der Platz mit Aussicht ein willkommeneres Zwischenziel sein.
Ich suche ein wenig verwirrt meinen Weiterweg: Die Schilder von Tour 4 und 5 zeigen im Kreis; hier muss man schon wissen, in welche Richtung man weiter möchte. Ich halte mich auf der blauen Route 4 südwärts und gehe bergab. Im Tal eröffnet sich mir der Blick hinüber auf den Aschberg. Der ist auch nur 98 Meter hoch, mit seinem begehbaren Turm aber eine deutliche Landmark. Ich schaue über hügelige Felder und Wiesen, genieße die Ruhe und das Blöken der Schafe am Wegesrand.
Als ich an einer Kreuzung ein Schild mit der Aufschrift „Regiomat“ entdecke, biege ich ab. Nach wenigen Metern erreiche ich den Hof Saelde. Der landwirtschaftliche Betrieb wird nach biologisch-dynamischen Grundsätzen und gemeinsam mit 20 Menschen mit Assistenzbedarf geführt.
Ich werde freundlich gegrüßt, schaue Hühnern beim Picken im Garten zu und finde nicht nur einen Regiomaten, der unter anderem mit gekühlten Getränken bestückt ist, vor, sondern hübsche überdachte Pausenplätze, ein öffentliches Toilettenhäuschen und eine Wasserschale für Hunde. Der Abstecher hat sich gelohnt.
Wo die rote Route 3 auf meine blaue Route 4 trifft, biege ich rechts ab. Mein nächstes Ziel ist der Rammsee. Der ist ebenfalls in der letzten Eiszeit entstanden, als sogenanntes Toteisloch. Der See ist etwa sieben Meter tief. Der Legende nach ist er eine Schöpfung des Teufels …
Auf den Wegen um den See ist an jenem Tag im Herbst viel los. Die Stimmen sind laut, zu laut für meinen Geschmack. Ich verstehe jedes Wort, das auf der anderen Seeseite gesprochen wird; hinter meinem Pausenplatz zieht eine Menschengruppe nach der anderen durch. Ich richte den Fokus auf den von goldenem Laub eingerahmten See, atme tief durch und genieße mein Picknick. „Selbst schuld“, denke ich. Wer an einem Tag wie heute in die Hüttener Berge fährt, muss halt mit größerem Verkehrsaufkommen rechnen. Womit ich allerdings nicht gerechnet habe, ist die konstant hohe Lautstärke inmitten von Wald und Natur. Da wünsche ich mich doch für einen Moment zurück in die Ruhe der schwedischen Natur.
Wenige Meter hinter dem See wird’s deutlich ruhiger. Ich passiere die Försterei, gehe nochmal etwas kreuz und quer über Wege und Pfade und komme einigermaßen versöhnt am Auto an. Was mich allerdings noch etwas beschäftigt, sind die auf dem kleinen Stück Wald zahlreichen Begegnungen mit Radfahrern: Im Brekendorfer Forst gibt es nicht nur für Wanderer, sondern auch für Mountainbiker ausgeschilderte Trails. Das ist an sich prima, aber eben dann nur bedingt, wenn sich Wander- und Radwege oft kreuzen. Das Gute: Das Miteinander funktioniert überdurchschnittlich gut, jedenfalls an diesem Herbsttag. Man grüßt sich; die Radler bedanken sich fürs Stehenbleiben auf den schmaleren Abschnitten. Und doch stört diese zusätzliche Aufmerksamkeit das wirklich entspannte Gehen. (Ach ja: Reitwege gibt es übrigens auch noch.)
Mein Fazit: Die ausgeschilderten Wege machen das Unterwegssein im Brekendorfer Forst einfach. Die naturnahen und Forstwege sind gut zu gehen. Pausenplätze wie die erst wenige Jahre alte windschutzartige Hütte am Rammsee sind prima geeignet für Genusszeit im Draußen. Wer allerdings die Ruhe sucht, wählt lieber eine Route mit Wegeverbindungen jenseits von nur den ausgeschilderten. Und an Tagen mit weniger gutem Wetter und unter der Woche ist auch der Brekendorfer Forst ein Garant fürs wirklich entspannte Draußenerlebnis und definitiv zu empfehlen!
INFOS & TIPPS
Der Brekendorfer Forst liegt in der Endmoränenlandschaft des Naturparks Hüttener Berge und mitten im Städtedreieck Eckernförde, Rendsburg, Schleswig. Es gibt fünf markierte Wanderwege von 3,6 bis 5,8 Kilometern Länge, die ineinander übergehen und gut zu eigenen Runden kombiniert werden können.
Forstwege, Waldpfade und hier und da etwas Sand unter den Füßen wechseln sich ab. Es gibt mehrere Pausenmöglichkeiten mit Bänken und Tischen und Parkplätze auf allen Seiten des Waldes. Dank der eiszeitlich geformten Hügellandschaft kann man hier auch ein wenig bergauf und bergab gehen.
Infos zu den Wanderwegen gibt es in dieser Broschüre.
Alle Links und Informationen: Stand Oktober 2025.








