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Immer wieder einfach wow: Herbsttage im Fulufjället

Fulufjället ist der südlichste Fjäll-Nationalpark in Schweden. Er liegt in der Provinz Dalarna und mit einem kleinen Teil in Norwegen. Er ist bekannt für den Wasserfall Njupeskär und beliebt bei Tagesausflüglern. Mir bleibt er nach fünf Wandertagen im September mit ganz viel landschaftlichem Wow, viel Ruhe und fantastischen Herbststimmungen in Erinnerung.

Fulufjället_Wanderung_Andrea C. Bayer

Diese Erinnerung fühlt sich noch immer wohlig warm an. Ich denke an Sonnenmomente vor meinem kleinen Wanderzelt, in denen das lauteste und einzige Geräusch um mich herum vereinzelt herabfallende Birkenblätter waren. Ich denke an bläuliche Bergketten am Horizont und an Felsbrocken, morastigen Matsch und Gestrüpp unter meinen Wanderfüßen. Und ich denke schmunzelnd daran, wie langsam ich vorankam, was nicht nur mit meinem schweren Hausstand auf dem Rücken und zahlreichen Fotostopps zu tun hatte.

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Fulufjället_Schweden_Herbststimmung

Der Start ins Wanderglück

Als ich vor meinem Start ins Wanderabenteuer an jenem Mittwochvormittag einen Stopp in Sälen einlege, wird mir sehr bewusst, dass wir uns in Dalarna an der Schwelle vom Herbst zum Winter befinden. Die Schneemarkierungen entlang der Straßen sind längst gesteckt; die Menschen haben dicke Winterjacken am Körper und Handschuhe an den Fingern. Ich gönne mir nochmal einen richtigen Kaffee und eine Vasasnurra mit cremiger Füllung; schließlich bin ich gerade erst am Startpunkt des berühmten Vasaloppet vorbeigefahren!

Gegen Mittag ist der Rucksack fertig gepackt und das Auto am südlichen Eingang zum Nationalpark Fulufjället abgestellt. Flussrauschen begrüßt mich. Nach wenigen hundert Metern mache ich den ersten Stopp. Ich inspiziere die Hütte Björnholmsstugan und versuche, zu begreifen, dass ich wirklich unterwegs bin.

Der südlichste Fjäll-Nationalpark in Schweden

Der Traum von ein paar Tagen Fulufjället ist schon etwas älter. Die Idee dahinter: Ich möchte endlich mal richtig ins Fjäll und habe mich für diesen südlichsten Fjäll-Nationalpark in Schweden entschieden. Die Anreise ist überschaubar und über den Inlandsvägen schon ein Teil des Urlaubs: Am frühen Morgen ist kaum etwas los auf den breiten Fahrspuren. Milchiges Licht umärmelt riesige Waldflächen. Meine Glückshormone sind schon da nicht mehr zu bremsen.

Schweden_Herbst_Inlandsvägen Dalarna_Kopffreitage

Von der Björnholmsstugan aus wähle ich den nach rechts abzweigenden Weg, der mit zehn Kilometern bis zur nächsten Hütte, der Tangådalsstugan, ausgeschildert ist. Es geht bergauf. Durch erst dichten und dann lichter werdenden Wald. Riesige Ameisenhügel säumen den Pfad. Letzte Heidelbeeren blinzeln aus dem Bodengrün hervor. 

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Baumgrenze, Felsen und Flechten

Dann wird’s kahl. Auf den ersten Blick. Die Baumgrenze ist erreicht und damit der Auftakt in eine ganz eigene Welt aus Moosen und Flechten, Felsen und nur noch vereinzelten knorrigen Kiefern und Birken. Schon am frühen Nachmittag fällt warmes Licht auf diese Kulisse. Meine Augen folgen den roten Kreuzen, die den Winterweg durchs Fjäll markieren. 

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Teppiche von Alpen-Bärentraube leuchten in ihrem fjälltypischen Herbstrot. Satt und selbstbewusst rahmen sie meine Perspektiven ein. Während ich entgegen meiner morgendlichen Befürchtung im T-Shirt unterwegs bin. Die Sonne hat Kraft. Noch. Um 20 Uhr ist’s dunkel und frisch.

Ich habe die Tangådalsstugan ganz für mich und beziehe mein Nachtlager. Aufs Feuer machen verzichte ich. Mein Winterschlafsack sollte im geschützten Raum ausreichen; lieber lasse ich das Holz für den Winter und für womögliche Notsituationen hier. Eines darf man nämlich nicht vergessen: So toll die Infrastruktur mit diesen Hütten, die etwa alle zehn bis 15 Kilometer gegen kleines Geld frei zugänglich sind, ist: Die Logistik hier draußen ist keine einfache. Der Holzvorrat wird im Winter herbeigeschafft, wenn man die Hütten mit Schneemobilen gut erreicht.

Fulufjället_Schweden_Herbst_Alpen-Bärentraube
Fulufjället_Schweden_Tangådalsstugan

Tag 2: Die Ruhe in mir

Um 6.39 Uhr schaue ich am nächsten Morgen auf meine Uhr. Puh! Gerade noch so zum Sonnenaufgang aufgewacht! Der Himmel ist klar. Ich bin mir recht sicher, eine ordentliche Portion Polarlichter verschlafen zu haben. Auch solche Entscheidungen gehören dazu: Nach der gestrigen Anstrengung und ziemlich viel Gefühl in mir, wie ich da endlich durch diese Wahnsinnslandschaft stapfe, tat der Schlaf gut. Ebenso wie jetzt die Ruhe vor der Hütte gut tut. Langsam kraxelt die Sonne über die Anhöhe, die ich gestern Abend heruntergekommen bin. Erste Strahlen wärmen mein Gesicht. Kaffee wärmt von innen.

Fulufjället_Schweden_Tangådalsstugan am Morgen

Ich merke, welch große Ruhe ich inzwischen in mir habe. Ich kenne meinen Rhythmus und weiß, wann es Zeit ist, den Rucksack zu schultern. Ich packe ohne Hektik. Wohl auch, weil ich weiß: Egal, wie weit ich heute komme, ich werde einen Schlafplatz finden. Ich habe mein Zelt dabei und schätze mit großem Respekt die Gastfreundschaft der schwedischen Natur. Oranges Herz. Kopffreitage

Eine ganze Weile begleitet mich auf meiner zweiten Etappe das Plätschern des Flusses Tangån, der mir aus dem höher gelegenen Fjäll entgegenrauscht. Als wäre die Herbstkomposition um mich herum nicht schon genug, trabt genau gegenüber von mir ein Elch vom Wasser aus bergauf. Mit unbeschreiblicher Eleganz, die mich beim Körperbau dieser Tiere immer wieder aufs Neue erstaunt.

Satte Moose, kaum Menschen

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Erstaunt bin ich auch von der Farbpalette entlang des Flusslaufes weiter oben im Tal. Üppig-dichte Moospolster unterschiedlicher Art umrahmen das Wasser. Gelb-bräunliche Grasbüschel ragen dazwischen empor. Eine Kreuzotter verschwindet vor mir ins Gestrüpp.

Fulufjället_Schweden_Herbst im Tangådalen

Ob es daran liegt, dass mein kleines Herz gar nicht mehr aufhört, zu hüpfen, oder daran, dass das Gelände wirklich etwas schwerer lesbar wird: Ich verliere den Pfad. Der war hier und da eh schon etwas versteckt. So richtig viel scheint hier im Süden nicht los zu sein, jedenfalls nicht um diese Zeit im Jahr und unter der Woche. Nur einer Wanderin werde ich heute noch begegnen. Das ist sehr nach meinem Geschmack! 

Für den Moment aber löse ich erst einmal meine Wegsituation. Das ist eigentlich recht einfach, denn schließlich geht es im Grundsatz schlicht gen Norden. Nun eben durch etwas mehr Gebüsch und mit ein- bis zweimal extra Furten, also Überquerungen der Wasserläufe.

Fulufjället_Schweden_Tangådalen

Gehen im Fjäll ist anders

Geröllbrockenfelder, Wurzelwerk, sumpfige Stellen und solche, an denen mir bald egal sein wird, ob meine Schuhe voll Wasser laufen, wechseln sich ab. Die Augen sind nahezu permanent auf den Füßen. Das Gehen ist vollkommen anders als überall dort, wo ich sonst so gewandert bin. Es ist anspruchsvoll und ich bin mir bald sicher, ich käme auch ohne Kameraausrüstung und Fotostopps deutlich langsamer als sonst voran. Ich verstehe die vermeintlich kurzen Distanzen zwischen den Übernachtungshütten und nehme das Tempo an.

Fulufjället_Schweden_Flusslauf

Ab der Tangsjöstugan ist auf der Karte ein normaler Wanderweg eingezeichnet. Ich erkenne den Unterschied zu den Pfaden bis hierher und denke: „Jetzt also easy going!” Was für eine Wohltat für die Füße, was für eine feine Abwechslung für den Kopf!

Fulufjället_Schweden_Lilla Tangsjöstugan

Der Kopf bekommt nämlich gleich noch genug zu tun. Kaum habe ich die nächste Anhöhe erreicht, tauchen bläuliche Bergketten am Horizont auf. Wow, wow, wow! Der Weg bleibt nicht ganz so komodig, ist aber gut zu gehen. Zwischen der Rasthütte Särnmanskojan und Rösjöstugorna schlage ich mein Zelt auf.

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Tag 3: Drei Grad und Morgennebel

Drei Grad vermeldet der Wetterbericht am Morgen. Die Brücke beim Hüttenensemble der Rösjöstugorna ist zum ersten Mal in dieser Saison überfroren, wie ich später erfahren werde. Im Tal und über dem See vor mir hängen dichte Nebelschwaden. Bald schon werden sie von der Sonne beschienen. Ich nutze ihre Kraft und trockne meine sieben Sachen, denn die sind ganz schön klamm geworden über Nacht. Hier und da fiept und piept es; in der Ferne nehme ich ein Vogelkrächzen wahr. Es ist halb zehn, als der Mond noch immer auf mich herabschaut und ich beim Zimtschneckenporridge beschließe, meine Tour auf fünf Tage auszuweiten. Ich mag die Langsamkeit gerade sehr und möchte jeden Moment auskosten, den ich mir hier draußen gönnen kann.

Fulufjället_Schweden_Sonnenaufgang im September
Fulufjället_Schweden_Zelten im Herbst

Als ich um die Mittagszeit am oberen Ende von Schwedens höchstem Wasserfall Njupeskär ankomme, treffe ich eine weitere Entscheidung: Ich verzichte auf meinen Ursprungsplan, zum Infozentrum Naturum abzusteigen. Mir ist weder nach vielen Menschen noch nach erneutem Aufstieg. Wohl aber ist mir danach, zu genießen, dass ich Fulufjället nun also von Süden nach Norden durchquert habe. Ich lache über meine Stolperei, die sich zumindest für mich so anfühlt, wenn’s mal wieder richtig geländig wird. Und ich merke, wie sehr ich in dieser Landschaft angekommen bin.

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Mein eigener Pool und ein richtiger Kaffee

Auf meiner Schleife weg vom Wasserfall und Richtung Rösjöstugorna komme ich an einem Minitümpel vorbei. Der ist etwa acht Meter lang und drei Meter breit. Ich packe die dünne Picknickdecke aus, absolviere meine Draußeninterpretation einer Wellnesseinheit und wünsche mir für einen Moment, noch länger bleiben zu können. Hier an meinem Privatpool, hier oben im Fjäll.

Als ich Rösjöstugorna erreiche, gibt’s eine Überraschung: Die Rezeption ist noch bemannt. Ich kaufe einen Kaffee, schaue mich um im kleinen Shop-Sortiment, das unter anderem Nahrungsnachschub für Fernwanderer bereithält, und unterhalte mich mit der Hüttenwirtin. Sie bestätigt meinen Eindruck: „Jetzt ist die allerschönste Zeit hier”, sagt sie. „Wegen der Farben und der Ruhe.”

Früher im Jahr, rund um Midsommar, ist das anders. Dann kommen viele Schweden hier hoch, mieten sich in den Hütten ein und gehen angeln.

Fulufjället_Schweden_Rösjöstugorna

Müde, Hunger, Fotosession

Ich gehe heute nur noch ein kleines Stück. Es läuft irgendwie nicht, ist aber auch egal. Ich habe ja noch zwei Tage Zeit. Hinter dem kleinen Hüttendorf folge ich meinen eigenen Fußspuren zurück. Ich balanciere über Holzbohlen, fülle meine Wasserflasche nochmal an einem kleinen Bach auf und verspüre plötzlich einen Hunger wie all die Tage nicht. Wenig später ist das Zelt eingerichtet, das Fertigpäckchen Thai-Nudeln nebenbei gekocht. Und dann? Abendsonnenlichtdurchbruch. Das Essen muss warten. Jetzt sind erst mal wieder Stativ, Kamera und Fernauslöser dran!

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Tag 4: Stimmungswechsel im Fjäll

Der vierte Tag beginnt mit Suppe satt. Der Wind weht eisig, ich sehe nicht viel beim Blick aus dem Zelt. Ich will gar nicht raus aus meiner kleinen Höhle. Als ich sie schließlich doch verlasse, habe ich oben herum vier Lagen Klamotten an, drei davon langärmlig, und ein Stirnband und zwei Kapuzen auf dem Kopf. Welch ein Szenenwechsel! Das Karge zeigt einen weiteren Charakterzug. Ich mag ihn.

Fulufjället_Schweden_Herbst-Wetter

Tapfer weht der Wind von achtern. Selbst als die Sonne durchbricht, bleibt es heute kühl. Südwärts finde ich den richtigen Weg. Nochmal geht es barfuß durch den Bach. Nochmal sauge ich diese intensiven Farben entlang des Flusstales auf. Nochmal trödle ich. Der Weg bis zur Hütte des ersten Abends ist ja nicht allzu weit.

Fulufjället_Schweden_Blick auf Tangsjöstugan
Fulufjället_Schweden_Sandstein

Hüttengaudi und die Sprache der Natur

So gerne ich nochmal im Zelt schlafen würde, so vernünftig ist es, die Hütte zu wählen. Über Nacht will das Wetter noch eine Schippe drauflegen. Ich würde am nächsten Morgen nass und kalt einpacken. Das umgehen zu können, ist gut. Mein Hüttenabend beginnt mit einer halben Stunde Schnack mit zwei Einheimischen, die sich gerade mit auf dem Gasplattenherd heiß gemachtem Wasser ihren Kaffee aufgießen. „Das Wetter heute war nochmal so gut; da mussten wir einfach raus”, sagt sie strahlend, die besonders glücklich ist über eine Besonderheit des Nationalparks Fulufjället: „Da hier keine Rentiere weiden, ist das Fjäll so üppig bewachsen und nicht kahlgefressen wie andere Fjällgebiete.” 

Fulufjället_Schweden_Herbst im Tangådalen

Aquarellige Wolkenbänder schieben sich vor die Abendsonne, die bald auf der norwegischen Seite des Fjälls verschwinden wird. Ich setze mich für einen Abschiedsmoment vor die Hütte. Morgen schon werde ich absteigen. Im Hintergrund rauscht der Fluss. Ich lausche Gluckergeräuschen, die wie eine fremde Sprache aus einem nebenbei dudelnden Eckradio zu mir heraufdringen. Sie klingt vertraut, diese Sprache, die Sprache der Natur …

Fulufjället_Schweden_Herbst im Tangådalen

Freude, Demut und ein bisschen Wehmut

Der letzte Morgen kennt nur eine Farbe. Nebelwellen rollen auf mich zu. Der Wind erwischt mich von schräg vorne. Ich werde in wenigen Stunden dort auf der linken Seite herauskommen, wo ich am ersten Tag an der Björnholmsstugan rechts abgebogen bin. Die Wahl erweist sich als gut. Die heutigen Wege sind ähnlich wie durchschnittliche Wanderwege in den Alpen gut zu gehen. Sie sind steinig und führen in wellenförmiger Landschaft erst noch einmal bergauf – und zwar auf der Route des südlichen Fernwanderweges Kungsleden. Die Luft ist nass. Ob rein vom Nebel oder mit Sprühregen vermischt, kann ich nicht ausmachen.

Fulufjället_Schweden_Tangådalsstugan_Kerzen
Mein Tipp für Tageswanderer: Kerzen, Teelichter oder Streichhölzer einpacken und in der Hütte lassen! Sie werden von übernachtenden Wanderern wie mir geschätzt.

Nach drei Stunden Gehzeit dringt das Rauschen des Tangåns durch das Stirnband-Kapuzen-Ensemble an mein Ohr. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Abschied naht; ich bin fast unten angekommen. In mir machen sich Freude, Demut, ein bisschen Wehmut und ein schelmenhafter Gedanke breit: „Wenn’s nur grau genug ist da draußen und die Kamera sicher im Rucksack verstaut, kann ich offenbar auch mit großem Gepäck recht flott gehen.”

Fulufjället_Schweden_Nebel

Meine Etappen

  1. Parkplatz Björnholmsstugan > Tangådalsstugan, östliche Route
    13,9 km • 420 hm • 192 hm
  2. Tangådalsstugan > zwischen Särnmansstugan und Rösjöstugorna
    20,5 km • 358 hm • 232 hm
  3. zwischen Särnmansstugan und Rösjöstugorna > Njupeskär Wasserfall, oben (östliche Route ab Rösjöstugorna) > Richtung Lorthån > Rösjöstugorna > hinter Särnmansstugan
    14,8 km • 187 hm • 148 hm
  4. hinter Särnmansstugan > Tangådalsstugan
    16,3 km • 164 hm • 310 hm
  5. Tangådalsstugan > Parkplatz Björnholmsstugan, westliche Route über Södra Kungsleden
    13,9 km • 197 hm • 418 hm


Die Angaben beziehen sich auf die ganzen Tage, inklusive Fotoschlenkern. Die tatsächlichen Strecken von A nach B sind also etwas kürzer.

Fulufjället_Schweden_Fernwandern

Infos & Tipps

Der Nationalpark Fulufjället:
Fulufjället liegt im nördlichen Mittelschweden, in der Provinz Dalarna. Das Fjällgebirge reicht bis über die norwegische Grenze und ist insgesamt 385 Quadratkilometer groß. Damit ist Fulufjället der größte Nationalpark außerhalb Lapplands und der südlichste Fjäll-Nationalpark in Schweden.
Die Anerkennung als Nationalpark erfolgte 2002. Seit 1973 bereits stand Fulufjället unter Naturschutz. Auf der norwegischen Seite erfolgte die Anerkennung als Nationalpark 2012.
Sehenswürdigkeiten wie der 93 Meter hohe Wasserfall Njupeskär und der weltweit älteste Einzelbaum, die auf ein Alter von 9.550 Jahren geschätzte Fichte Old Tjikko, machen Fulufjället zu einem beliebten Ziel für Tagesausflüge.

Anreise und Parken:
Fulufjället ist nur mit dem Auto erreichbar. Es gibt mehrere Eingänge. Der prominenteste ist der im Nordosten, wo man am Infozentrum Naturum vorbei zu kleinen Spazierrunden und Wanderungen starten kann.
Ich selbst bin ganz im Süden, am Sommerparkplatz Björnholmsstugan, etwa einen Kilometer von dieser Hütte entfernt, gestartet. Hier haben zwei Autos Platz und die Zufahrt führt über nicht asphaltierte Wege. Gerade zu Zeiten, in denen mehr los ist, sind die westlichen Zugänge zum Nationalpark, zum Beispiel Göljån Nord/Süd oder Morbäckssätern zu empfehlen. Beide Parkplätze sind im Sommer und im Winter zugänglich.

Übernachten und Rasten:
Abgesehen von einem auf der Karte klar markierten Bereich rund um den Wasserfall Njupeskär darf man im Fulufjället Nationalpark zelten. Unter Berücksichtigung aller natur- und umweltverträglicher Regeln, versteht sich!
Zudem gibt es etwa alle zehn bis 15 Kilometer frei zugängliche Hütten (stuga/stugor). Die sind voll ausgestattet mit Holzöfen, Betten in unterschiedlicher Anzahl und Küchenzubehör inklusive Gasplattenherd. Man kann also auch ohne Zelt und mit leichtem Nur-Schlafsack-Gepäck ins Fjäll gehen.
Die Übernachtung in den Hütten kostet 200 SEK pro Person. Man kann bequem nach der Tour im Infozentrum Naturum oder per Banküberweisung bezahlen. (Und das sollte man bitte auch tun, denn diese Infrastruktur ist so wertvoll und kostet im Unterhalt natürlich auch Geld!)

WICHTIG: In den Hütten gibt es je einen Notfallschrank und ein Notfalltelefon inklusive Anleitung zum Gebrauch. Dieses Stück Sicherheit ist wichtig und sollte wirklich nur dann in Anspruch genommen werden, wenn ein echter Notfall vorliegt und man sich nicht mit eigenen Bordmitteln helfen kann!!! Und da man über weite Strecken im Fjäll keine Mobilfunkverbindung hat, ist der Wert der Notfalltelefone wirklich groß.

Neben den Hütten, in denen man natürlich auch tagsüber pausieren darf (Nutzungsgebühr: 40 SEK), gibt es vereinzelte geschützte Rastplätze. Das kann ein Shelter (vindskydd) sein oder eine kleine Hütte. Hier darf man picknicken, sich aufwärmen oder fiesem Wetter entfliehen.
WICHTIG: In den Sheltern und Rasthütten darf nicht übernachtet werden. Es sei denn, es geschieht bedingt durch einen Notfall.

Wege und Anspruch:
Im Fulufjället Nationalpark gibt es 140 Kilometer markierte Wanderwege, die man wunderbar zu individuellen Touren kombinieren kann.
Das Gehen im Fjäll ist anspruchsvoll. Die als markierte Wanderwege in der Karte verzeichneten Abschnitte sind mit durchschnittlichen Wanderwegen in den Alpen vergleichbar. Markierte Wege hingegen haben deutlich mehr Geländecharakter. Die Querung von Flussläufen gehört im Fjäll ebenso dazu wie das Durchschreiten von Geröll, morastigem und überflutetem Gebiet. Trittsicherheit und Freude am Gelände sind also wichtig.
TIPP: Nimm Dir auf Deiner ersten Tour im Fjäll keine zu lange Strecke vor! Geh gerne auch erst mal eine Tagestour, um einen Eindruck von dieser Geländeform zu bekommen und lege Dir Deine Tour möglichst flexibel! Neben der Wegbeschaffenheit spielt nämlich auch hier das Wetter eine tragende Rolle. Und Sicherheit geht vor!

Flora und Fauna:
Fulufjället ist eine hochabwechslungsreiche Landschaft, mit dichtem Wald, Kahlfjäll, Flüssen, Bächen, Seen und über 800 Arten an Moosen und Flechten. Da Fulufjället nicht von Rentieren beweidet wird, wächst die Rentierflechte in dicken Polstern. Wollgras zeigt Moorlandschaften an. Und der feste Sandstein, aus dem das Gebirge besteht, ist eine Besonderheit. (ACHTUNG: Wenn es feucht und nass ist, werden die felsigen Abschnitte sehr rutschig!)
Wer ähnlich viel Glück hat wie ich, sieht im Fulufjället vielleicht gar einen Elch. Auch Wölfe, Luchse und Bären leben hier. Doch keine Angst: Wer sich an die Wege und Pfade hält und nicht auf eigene Faust tief in die Wälder eindringt, wird maximal ihre Hinterlassenschaften sehen.

Naturum:
Mehr Infos zum Fjäll und zu seinen pflanzlichen und tierischen Bewohnern bekommt man im Naturum. Das Infozentrum mit seiner großen Fensterfläche liegt am Haupteingang im Nordosten des Nationalparks. Hier gibt es den Sommer über auch ein Restaurant und man kann von hier aus zu kleineren Touren und auch zu geführten Wanderungen starten.

Achtsam unterwegs:
So selbstverständlich es für uns Draußenmenschen ist, so wichtig ist es mir, in meinen Texten immer wieder darauf hinzuweisen: Verhalte Dich verantwortungsbewusst und mit Respekt in der Natur! Wir sind als Wanderer Gast in den Lebensräumen anderer, nehmen unseren Müll mit, hinterlassen außer unseren Fußabdrücken keine Spuren und nutzen Infrastruktur wie Klohäuschen und Hütten so, dass auch der nächste Besucher ordentlich-saubere und funktionsfähige Orte vorfindet. Dazu gehört es, auch mal den Besen zu schwingen und Feuerholz nur zu nutzen, wenn man es wirklich braucht. Das Bereitstellen von Ressourcen und die Instandhaltung von Hütten und Klohäuschen ist ein toller Service in extrem naturnahen Gebieten, den wir durch eigenes Zutun positiv unterstützen können.
WICHTIG: Das schwedische Jedermannsrecht ermöglicht das vergleichsweise entspannte Unterwegssein in der Natur inklusive Zeltnächten im Draußen. Mach Dich dennoch vor jeder Tour bitte mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut! Dazu gehört es speziell in Nationalparken, die Zonierungen zu kennen, um zu wissen, wo das Zelten erlaubt ist und wo nicht.

Übernachtungstipp

Ich habe nach meiner Tour zwei wunderbar erholsame Nächte im Turistgården Särna verbracht. Das liebevoll familiengeführte Haus beherbergt acht gemütliche Zimmer. Morgens duftet es herrlich nach frisch gebackenem Sauerteigbrot. Das Frühstücksbüffet mit selbst gemachten Marmeladen, heißem Brei und regionalen Köstlichkeiten verleitet zum sehr entspannten Start in den Tag. Während man sich abends optional von Hausherr Jacco, der die Stockholmer Sterneküche gegen das Familienleben auf dem Land eingetauscht hat und in Särna ganz besondere Interpretationen zwischen Bodenständigkeit und Kreativität zaubert, kulinarisch verwöhnen lassen kann.

TIPP: Bleibe noch ein paar Tage extra nach Deiner Tour und mache zum Beispiel noch einen Tagesausflug ins Nipfjället! Dort ist die Chance groß, sogar Rentiere zu sehen.

Turistgården Särna_Übernachtung mit Frühstück

Alle Links und Informationen: Stand Dezember 2024.

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