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Frostavallen bei Frost: Eine kleine Winterwanderung

Ein ehemaliger Vulkan. Viel Wald. Ein See. Kuchenpause im Shelter und obendrauf eine unerwartete Portion Schneezucker auf den Wegen: Frostavallens strövområde in Südschweden hat mich überrascht. Es ist ein perfektes Ziel für eine kleine Tageswanderung.

Zugegeben: Der Wandertag startet an jenem Morgen eher spät und wir nutzen schließlich das Tageslicht bis zum letzten Sonnenstrahl aus. 18 Kilometer werden es bis dahin geworden sein, die wir überwiegend im nördlichen Teil des Naherholungsgebiets Frostavallen verbringen.
Wir starten am Parkplatz von Frostavallens vandrarhem, überqueren die Straße und steigen in die grün markierte Långstorpsslinga in westliche Richtung ein. Die verläuft identisch mit dem Fernwanderweg Skåneleden 3, dem Ås-åsleden. Wärmende Sonne bricht durch den Mischwald, den wir teilweise auf für nordische Landschaften typischen Holzbohlenwegen durchwandern.

Haareis und Vulkanlandschaft

Bald erreichen wir den Abzweiger zur weiß markierten 3,3 Kilometer langen Bjäretslingan. Wir gehen bergauf. Ich bestaune Baumpilze und entdecke Haareis an teils auf und teils nebem dem Weg liegenden Ästen. Ich mag dieses Phänomen, das aus morschem Holz heraus haarähnliche Gebilde wachsen lässt. Erst Regen, dann Temperaturen um den Gefrierpunkt, Windstille und anschließend Temperaturen unter null Grad: Das sind die Bedingungen, die es braucht, um Haareis entstehen zu lassen. Offensichtlich waren die Bedingungen in den vergangen Tagen ideal: Wir finden immer mehr große und kleinere Äste und Zweige, aus denen heraus diese weißen Locken und Kämme sprießen. Faszinierend!

Faszinierend ist auch, sich vorzustellen, wie diese Landschaft zu Zeiten der Dinosaurier ausgesehen haben mag. Aus dieser nämlich resultiert die besondere Natur in dem Areal, das wir hier durchstreifen: Es handelt sich um einen ehemaligen Vulkan. Felsbrocken, unberührter Wald, ein in meinen Ohren schon frühlingshaft plätschernder Bach – und außer uns keine Menschenseele weit und breit. Lediglich einem Läufer und zwei Reiterinnen auf Islandpferden werden wir bis zum Abend begegnen. Ansonsten nur Natur, Ruhe und wir. Traumhaft!

Shelterpause mit Seeblick

Nach unserem Abstecher über den Vulkanberg Ulfsbjär entscheiden wir an der nächsten Kreuzung, im Uhrzeigersinn der blauen Route zu folgen. Die Dagstorpsslingan führt auf 9,3 Kilometern um einen der beiden Seen im Naherholungsgebiet Frostavallen, den Dagstorpssjö. Wir erreichen bald den in der Karte verzeichneten Shelter, auf Schwedisch: vindskydd, also Windschutz.
Das mit dem Windschutz passt an diesem Tag nicht ganz: Es weht auf direktem Weg über den See hinweg und in den muckeligen Holzverschlag hinein. Wir kauern uns dicht an eine Innenwand, um möglichst wenig von der winterlich-eisigen Luft abzubekommen, ziehen die Daunenjacken an und die Mützen tiefer über die Stirn. Dann wärmen wir uns am mitgebrachten Kaffee und Tee. Mein Geburtstag ist erst wenige Tage her und meine Mama hat mir einen diabetikerfreundlichen Schoko-Gewürzkuchen im Glas gebacken. Den muss jemand wie ich einfach draußen genießen! Der Shelter am See ist ein angemessen idealer Ort für diese kleine Nachfeier.

Lange allerdings können wir hier nicht bleiben; zu sehr schleicht die Kälte Richtung Körpernähe. Zügig gehen wir weiter, um Füße und Hände wieder warm werden zu lassen. Die durch die Bäume blinzelnde Sonne unterstützt das Vorhaben und zaubert so herrliche Stimmungen entlang des Sees, dass ich immer wieder stehenbleiben muss. Mal mit offenen, mal mit geschlossenen Augen. Tief durchatmend. Die Wärme aufsaugend.

Und dann ist da noch ein Pilgerweg …

Wir passieren schöne Badestellen und Pausenplätze. Dann geht es zurück in den Wald. Es wird kühler; der Abend kündigt sich an. Als wir wieder gen Süden abbiegen, Richtung Ausgangspunkt, schmiede ich Pläne: Der violett beschilderte Pilgerweg macht mich neugierig. Schon vor längerer Zeit habe ich darüber nachgedacht, mit meiner Camino-Erfahrung aus Portugal und Spanien auch mal Pilgerwege in Skåne zu erkunden. Vielleicht ja schon ganz bald …?

Für heute ist die Wanderlust gestillt. Wir sind über grün, orange, weiß, blau und violett markierte Wege gegangen. Wir haben uns am spontanen Wintergefühl erfreut und sind uns, als wir im Auto die Heizung aufdrehen, einig: Hierher kommen wir wieder und schauen uns beim nächsten Mal den südöstlichen Teil von Frostavallens strövområde an. Den, in dem der andere See, der Vaxsjö, liegt.

Info & Tipps:

Frostavallens strövområde liegt ziemlich mittig in der südschwedischen Provinz Skåne. Es gehört zur Kommune Höör. Der von uns gewählte Ausgangspunkt bei Frostavallens vandrarhem ist gut mit dem Auto und mit dem Bus erreichbar. Verbindungen findet man via Skånetrafiken.

Es gibt fünf ausgeschilderte Rundwanderwege. Der kürzeste ist die oben beschriebene Bjäretslinga mit 3,3 Kilometern. Die grüne Långtorpsslinga ist mit 9,9 Kilometern die längste Runde. Wieder einmal gilt: Die Wege lassen sich gut verbinden, innerhalb des Naherholungsgebietes und auch mit Abstechern über die angrenzenden Wege. Östlich von Frostavallen geht’s nämlich schon nach Fulltofta

Weitere Informationen zu Frostavallens strövområde gibt es hier.

(Alle Links: Stand Februar 2023)

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